Category: Raffinerien

  • Heizölpreise fallen deutlich

    5. April 2013

    Die aktuellen Heizölpreise setzen ihren Abwärtstrend fort und liegen jetzt nur noch um die 84,50 Euro/100l, je nach Standort sogar schon unter 84 Euro. Noch vor einer Woche lagen sie 3 Euro höher und unsere Prognose rechnete mit einem festen Preistrend Richtung 88 Euro.

    Tatsächlich brachte jedoch eine Serie unerwartet schwacher Konjunkturdaten aus den USA und die unbedachte Äußerung eines Zentralbankers, dass die Zeit ultralockerer Geldpolitik schon im Sommer zu Ende gehen könnte, eine scharfe Trendwende. Angesichts sehr schwacher Arbeitsmarktdaten am Donnerstag und Freitag sowie einem weiteren Anstieg der Ölvorräte in den USA tauchten plötzlich tauchten Zweifel auf, ob die Konjunkturerholung in den USA so stabil ist wie gedacht. Da hieß es dann sofort: „Risk off“.

    Die Rohölpreise (Brent) sanken in nur vier Tagen von 111 auf 104,3 $/b, den niedrigsten Wert seit letztem Sommer, die Gasoilpreise gaben von 930 auf 881 $/t nach. Die amerikanischen Heizölpreise schlossen sich dieser Preistendenz an und verbilligten sich von 3,09 $/g auf nur noch 2,93 $/b. Daran konnten dann auch recht robuste Nachfragedaten aus China und den USA nichts mehr ändern. Nur die amerikanischen Erdgaspreise und die UK Gaspreise legten gegen den Trend zu.

    Die OPEC wird bereits nervös. Der Markt rechnet damit, dass das Kartell erst verbal, dann über Tendenzen in den Formelpreisen, schließlich über Produktionskürzungen die Ölpreise über der Marke von 100 halten wird.

    Mittelfristig droht weiteres Ungemach: Immer mehr Raffinerien in Westeuropa werden in den nächsten Jahren die Tore schließen. Die oftmals völlig veralteten Anlagen sehen sich schrumpfenden Absätzen (-12% in 4 Jahren) und einer veränderten Nachfragestruktur gegenüber. Sie produzieren zu viel Benzin und zu wenig Gasoil. Das hätte man mit etwas finanziellem Aufwand natürlich schon lange ändern können, aber man rechnet sich gegen die neuen modernen Riesenanlagen in Saudi-Arabien oder Indien wenig Chancen aus. Hinzu kommt noch, dass die USA als traditioneller Importmarkt für europäisches Benzin allmählich wegbricht, aber im Gegenzug Diesel oder Gasoil nach Europa verschifft. Viele amerikanische Raffinerien sind im Vorteil, denn sie profitieren von niedrigeren Ölpreisen und Gaspreisen.

    Ausgerechnet der griechische Raffineriebetreiber Hellenic Petroleum (ELPE) hat 1,4 Mrd. in die Modernisierung seiner Elefsina-Anlage gesteckt. Dafür arbeitet diese Raffinerie jetzt profitabel, obwohl die Nachfrage am Mittelmeer zuletzt schneller gefallen ist als der Rückbau der Raffinerien um 1,1 mb/d. Auch Osteuropa leidet an Überkapazitäten, die auf die Marge drücken.

    Ein ineffizienter Raffineriepark wird die Preise für Heizöl, Diesel oder Benzin tendenziell eher erhöhen. Produktimporte sind immer teurer als Rohölimporte und neigen zu starken Preisschwankungen.

    In Nordirland führt die Aufwärts-Tendenz der Heizölpreise in den letzten Jahren zu handfesten politischen Konflikten. Der Consumer Council (Verbraucherbehörde) beklagt, dass die Preise in den letzten vier Jahren um 60% zugelegt haben und dass noch immer 68% aller Haushalte mit Heizöl heizen. Immer mehr Verbraucher kaufen sich den Brennstoff in Fässern, da sie sich die Standardlieferung per Tanklaster nicht leisten können. Je nach finanzieller Lager holen sich die Haushalte dann eine Heizversorgung für drei oder sechs Tage per PKW vom Händler ab.

    In Südeuropa sieht die Lösung anders aus: Immer mehr Waldbestände werden illegal abgeholzt, da Heizöl zu teuer geworden ist. Der bei der ineffizienten Verbrennung entstehende Smog stellt bereits eine erhebliche Gesundheitsgefährdung für die Bevölkerung dar.

    Auch in Deutschland müssen zur Zeit viele Ölkunden tiefer in die Taschen greifen. Die Heizölpreise liegen aktuell unter dem Vorjahr, aber dafür ist der Absatz kräftig gestiegen. Im Januar lag er 26% über dem Vorjahresmonat. Unter dem Strich sorgen niedrige Temperaturen und noch immer relativ hohe Preise für eine höhere Rechnung.

    Das Wetter stellt selbst im April noch alle Prognosen auf den Kopf. Wir rechnen mit wachsenden Margen im Heizölmarkt und einer allmählichen Erholung der Rohölpreise. In der kommenden Woche könnten nach unserer Prognose die Heizölpreise ihren kurzfristigen Aufwärtstrend wieder aufnehmen.

  • Tankstellenpreise: Margen der Mineralölkonzerne (Downstream)

    Letzte Aktualisierung: 13. Januar 2013

    Die Bruttomarge (Downstream) ist die Differenz aus Tankstellenpreis (Deutschland) und Rohölpreis (Brent in Euro). Sie erfasst also das Ergebnis (vor Kosten) der Mineralölgesellschaften zwischen dem Eingangstor der Raffinerie und dem Tankkunden.

    Damit wird der Effekt schwankender Rohölpreise und Devisenkurse auf dem Weltmarkt herausgerechnet. Mit anderen Worten: Die Bruttomarge zeigt, ob Mineralölgesellschaften nur die Schwankung des Rohölpreises und des Eurokurses an den Tankstellenkunden weitergeben, oder ob es Abweichungen zugunsten oder zum Nachteil der Tankkunden gibt.

    Tankstellenpreise: Margen der Mineralölbranche

    Bruttomarge Wochendurchschnitt bis zum 7. Januar 2013

    bruttomarge-der-mineralölbranche-diesel-und-superbenzin-bis-7-januar-2013

     Schaubild mit Mausklick vergrößern

    Bruttomarge = Tankstellenpreis (vor Steuern) minus Rohölpreis in Eurocent/Liter; also die Bruttoeinnahmen der Raffinerien und Händler einschl. Tankstellen
    © Bukold (EnergyComment) für Energiepolitik.DE

     

  • US-Heizölmarkt hebt deutsche Preise – Raffineriemargen auf Allzeithoch

    8. Okt. 2012 – Warum geben die Heizölpreise trotz schwächelnder Rohölpreise und stabilem Euro nicht nach? Unser aktueller Bericht zum Heizölmarkt hatte auf den wichtigsten Faktor hingewiesen: Die starke Ausweitung der Margen in der Ölbranche. Die Raffineriemargen liegen sogar auf einem neuen Allzeithoch von sage und schreibe 23,50 Dollar je Barrel für die Hauptprodukte Gasoil und Benzin.

    raffinerie-margen-nwe-bis-oktober-2012

    Kurzfristige Abhilfe ist nicht in Sicht, denn die Lagermengen liegen auf beiden Seiten des Atlantiks unter dem Durchschnitt. Zahlreiche Raffineriestörungen und eine ungünstige Lage auf dem Terminmarkt (Backwardation) haben die saisonal übliche Aufstockung der Vorräte in diesem Sommer behindert.

    (1) Das gilt besonders für die USA. Dort werden die Gasöl-Lager zusätzlich durch die steigenden Exporte dezimiert: Zur Zeit werden im Schnitt 1 mb/d Mitteldestillate (Diesel, Heizöl) exportiert, aber nur etwa 0,1 mb/d importiert.

    Hinzu kommt ein wichtiger regulativer Faktor:

    Immer mehr Bundesstaaten in den USA verlangen quasi schwefelfreies Heizöl mit nur noch 15 ppm (parts per million) Schwefelanteil. Zum Vergleich: In Deutschland gilt die neue Norm für schwefelarmes Heizöl bereits bei Anteilen unter 50 ppm. Die Vorgaben der Bundesstaaten entsprechen der Spezifikation für US-Dieselkraftstoff und ungefähr auch der deutschen Dieselspezifikation (10 ppm). Die Märkte für Diesel und Heizöl wachsen dadurch stärker zusammen.

    Die amerikanische Ölbörse Nymex hat bereits reagiert: Der wichtige No.2 Heating Oil Contract folgt ab April 2013 den neuen Schwefelgrenzen.

    Für den Dieselmarkt hat das den positiven Nebeneffekt, dass er die Preisrisiken 1:1 über den neuen Kontrakt hedgen kann. Bislang musste das „um die Ecke“ über den Heizölkontrakt an der Börse oder – zu deutlich höheren Kosten – außerbörslich im OTC-Markt arrangiert werden.

    Für den Heizölmarkt hat die Veränderung jedoch einen preistreibenden Effekt:
    (a) Längerfristig werden sich die Heizölpreise den US-Dieselpreisen annähern müssen. Andernfalls steigen die Exporte.
    (b) Kurzfristig werden in der Region New York die am Nymex-Kontrakt orientierten Heizöltanks auf einem sehr geringen Niveau bleiben, bis die neue Spezifikation in Kraft tritt. Bis zum Frühjahr wird es also in den USA keine Entspannung für die Heizölpreise geben. Das könnte auch den europäischen Heizölmarkt und Dieselmarkt belasten, sobald die Preisdifferenz die Transportkosten in die USA übersteigt.

    Diese Verknappungen bei Heizöl und Gasoil haben sich auch bei den Ölbörsen herumgesprochen: Seit Monaten steigen die Wetten (net long positions) der Hedgefonds auf amerikanisches Heizöl (Nymex) sowie Gasoil (ICE). Gasoil ist das Vorprodukt für Diesel und Heizöl. Die Trader setzten auf eine winterliche Verknappung von Heizöl und Diesel insbesondere in Deutschland, dem größten Heizölmarkt der Welt, und in den USA, dem zweitgrößten Heizölmarkt der Welt.

    Im Nordosten der USA liegen die Heizölvorräte schon seit dem Frühjahr 2012 weit unter dem langjährigen Durchschnitt – mit entsprechenden Folgen für die Heizölpreise, die im Nordosten der USA (Mass.) mit 1,02 Dollar/Liter (0,78 Euro) zur Zeit deutlich über den Benzinpreisen liegen.

    (2) In Europa ist die Lage zwar etwas günstiger als in den USA, aber durch den Arbitragehandel und die Annäherung der Produkteigenschaften wachsen die Märkte noch stärker zusammen. Die Lagermengen liegen in der ARA-Region (Amsterdam, Rotterdam, Antwerpen) leicht unter dem langjährigen Durchschnitt, soweit sich aus den dürftigen Daten hierzu überhaupt etwas ableiten lässt.

    Aber die Nachfrage nach Gasoil, also Diesel und Heizöl, tendiert weiterhin schwach. Die Heizöltanks der Endverbraucher sind in etwa genauso voll wie vor einem Jahr, nur der Handel sitzt auf schmalen Vorratspolstern. Viele potenzielle Käufer entscheiden sich bei Heizölpreisen um die 93 c/l erst einmal abzuwarten.

    Auf der Angebotsseite ist die Lage nicht komfortabel, aber auch nicht so ernst wie noch im Sommer erwartet wurde: Die ex-Petroplus Raffinerie in Ingolstadt hat ihre Arbeit unter dem neuen Eigner Gunvor wieder aufgenommen. Auch die Anlagen in Antwerpen, Cressier und Petit Couronne sind noch im Markt.

    Die Knappheit wird in Europa könnte bei einem milden Winter schon am Jahresende auslaufen, in den USA aber erst im kommenden Frühjahr – je nachdem, wie streng der Winter ausfällt. Für die deutschen Heizölkäufer lohnt sich also das Abwarten – wenn kein strenger Winter kommt.

  • “Goldene Jahre” in der Raffineriebranche?

    Zwischen dem Rohöl und dem fertigen Benzin, Heizöl oder Diesel steht die Raffineriebranche. Sie ist neben hohen Rohölpreisen und schwachem Euro der dritte wichtige Faktor für die Erklärung der aktuell hohen Sprit- und Heizölpreise.

    Nach den “goldenen Jahren” mit exorbitanten Gewinnen 2006-2008 und den “mageren” Jahren 2009/2010 hat sich das Marktumfeld für Raffinerien seit 2011 in vielen Regionen wieder spürbar verbessert. Das gilt besonders für die USA, die zusätzlich von niedrigeren Rohöl- und Erdgaspreisen profitieren, aber auch für Nordwesteuropa (NWE). NWE mit seinen Raffineriezentren in Rotterdam, UK, Benelux und Deutschland ist auch für die Versorgung hierzulande der wichtigste Bezugsraum.

    Eine Reihe von Faktoren hat den Anstieg der Margen in NWE unterstützt: Standortschließungen, geplante und ungeplante technische Ausfälle, sowie weltweite Ungleichgewichte in der regionalen Versorgung mit Benzin und Diesel.

    Der Chart zeigt, dass die Bruttomargen (Crack Spreads) im laufenden Quartal fast das Allzeithoch vom zweiten Quartal 2008 erreicht haben. Damals schossen die Rohölpreise auf ein Allzeithoch, aber die Dieselpreise stiegen noch schneller, so dass die Margen insgesamt Rekordhöhen erreichten. Im Moment ermöglichen sowohl Benzin als auch Diesel gute Margen.

    raffinerie-bruttomargen-1990-bis-2012

    Chart zum Vergrößern anklicken

    Für die Raffinerien sind im allgemeinen keine Gewinn- und Verlustrechnungen verfügbar, da die meisten Anlagen gemeinsame Tochterunternehmen großer Mineralölkonzerne sind. Die Konzernbilanzen zeigen dann nur aggregierte Ergebnisse. Allerdings sind die Kostenelemente einer durchschnittlichen Raffinerie in der Branche bekannt, so dass Näherungswerte errechnet werden können.

    Der branchennahe Informationsdienst EID in Hamburg schätzt (Newsletter Nr.33/12), dass ab einer Marge von ca. 6 $/b die Gewinnzone erreicht wird, errechnet allerdings weitaus niedrigere Bruttomargen als im obigen Schaubild. Laut EID waren z.B. die Rotterdamer und westdeutschen Raffinerien 2009 bis 2011 in der Verlustzone, verdienen seit 2012 jedoch gut.

    Andere Indikatoren (z.B. GIM für NWE; Kostenansatz) errechnen dagegen schon für 2010 deutlich positive Nettomargen. Vielleicht sind die “goldenen Jahre” ja schon wieder angebrochen.

  • Olympische Rekorde bei deutschen Tankstellen- und Raffineriemarkt

    Was den deutschen Athleten in London partout nicht gelingen will, funktioniert im deutschen Spritmarkt wie von selbst: Die Margen* sind seit Wochen wieder auf Rekordkurs.

    1. Die Dieselmarge hält sich nahe dem Mehrjahreshoch.

    2. Das zieht auch die Heizölpreise mit nach oben, denn beide Produkte werden aus Gasoil hergestellt.

    3. Die Superbenzinmargen (E5) rangieren in völlig ungewohnter Manier nur knapp darunter.

    Damit liegen die deutschen Preise – anders als in den Vorjahren – wiederholt über dem EU-Durchschnitt und zum Beispiel weit über den Preisen (vor Steuern) in Österreich.

    margen-super-diesel-5aug

    Die konzerneigenen Raffinerien, deren Anlagen zum großen Teil abgeschrieben sind, werden wieder zu einem hochlukrativen Business. Selbst an den Tankstellen wird so gut verdient wie lange nicht mehr.

    Der Raffineriemargenindex RMM für Nordwesteuropa (der auch für den deutschen Markt relevant ist) erreicht im laufenden Quartal sogar ein Allzeithoch – also Goldmedaille für BP, Shell & Co. Nur der Applaus des Publikums hält sich bei dieser Höchstleistung in Grenzen…

    *Die Bruttomarge (Downstream) ist die Differenz aus Tankstellenpreis (Deutschland) und Rohölpreis (Brent in Euro). Sie erfasst also die Einnahmen der Mineralölgesellschaften zwischen dem Eingangstor der Raffinerie und dem Tankkunden. Damit wird der Effekt schwankender Rohölpreise und Devisenkurse auf dem Weltmarkt herausgerechnet. Mit anderen Worten: Die Bruttomarge zeigt, ob die Mineralölgesellschaften nur die Schwankung des Rohölpreises und des Eurokurses an den Tankstellenkunden weitergeben, oder ob es Abweichungen zugunsten oder zum Nachteil der Tankkunden gibt.

  • Benzinpreisstudie von EnergyComment – die Debatte mit dem Mineralölwirtschaftsverband

    EnergyComment Blogpost 5. April 2012
    Superbenzin (Update): Margen im März weiter gestiegen

    In unserer Kurzstudie vom 9.März im Auftrag der Bundestagsfraktion der Grünen hatten wir ausgeführt, dass die Tankstellenpreise für Superbenzin von Ende November bis Anfang März um 11,3 Eurocent/Liter gestiegen waren. Davon ließen sich nur 6,6 Cent durch höhere Rohölpreise oder einen veränderten Euro/Dollar-Kurs erklären. Die restlichen 4,7 Cent waren das Ergebnis einer Margenausweitung der Mineralölkonzerne. Die nicht durch steigende Kosten erklärbare Mehrbelastung der Tankstellenkunden summierte sich auf knapp 100 Mio. Euro pro Monat.

    In der Zwischenzeit (Anfang März bis 30. März) ist der Euro minimal stärker geworden, und die Rohölpreise sind leicht gefallen. Daraus ergibt sich, dass die Einkaufspreise der Konzernraffinerien zum Stichtag rechnerisch um 1-2 Prozent günstiger geworden sind.

    Trotzdem stiegen die Tankstellenpreise um durchschnittlich weitere 2 Cent an (alle steuerlichen Effekte wurden hier bereits herausgerechnet). Dadurch legte die Bruttomarge bei Superbenzin (d.h. Tankstellenpreis minus Rohölpreis) weiter zu: von 11,52 Eurocent/Liter Ende November über 16,25 Eurocent/Liter Anfang März auf 19,49 Eurocent/Liter Ende März. Zum Vergleich: Ein Liter Rohöl (Brent) kostete Ende März 58 Eurocent/Liter.

    Das ist ein ungewöhnlich steiler Anstieg der Marge um 69 Prozent in nur vier Monaten. Da es keine Hinweise auf zusätzliche relevante Kostensteigerungen gibt, ermöglicht dieser Trend entsprechend höhere operative Gewinne. Über den Kostenanstieg hinaus fand also eine Umverteilung zu Lasten der Tankstellenkunden statt. Diese Mehrbelastung kletterte – wenn man sie  hochrechnet auf den Zeitraum eines Monats –  von knapp 100 Mio. Euro (Anfang März) auf 167 Millionen Euro pro Monat (Ende März).

    EnergyComment Blogpost 3. April 2012
    Deutsche Tankstellenpreise steigen schneller als im EU-Durchschnitt

    Hierzu mein Artikel auf ZEIT ONLINE:

    http://www.zeit.de/auto/2012-04/benzinpreis-kraftstoffmarkt

    EnergyComment Blogpost 28. März 2012
    Tankstellenpreise, Peak Oil und Ölverknappung

    Ein Interview mit Steffen Bukold in der Augsburger Allgemeinen (Michael Kerler): Link und in der Berliner Zeitung (Stefan Sauer): Link sowie ein Interview zur Benzinpreis-Studie im Deutschlandfunk.

     

    EnergyComment Blogpost 28. März 2012

    Stellungnahme zur Pressemitteilung des Mineralölwirtschaftsverbandes vom 21. März 2012

    Der Mineralölwirtschaftsverband (MWV) hat am heutigen Tag mit einer Pressemitteilung auf die Kurzstudie reagiert, die von EnergyComment (Steffen Bukold) im Auftrag der Bundestagsfraktion der Grünen (MdB Bärbel Höhn) erstellt wurde. In knappen Worten spricht der MWV von “völlig falschen Ergebnissen”.

    1. Wir begrüßen die Stellungnahme des MWV, da eine offene Diskussion zur Versachlichung der stark emotionalisierten Debatte über Tankstellenpreise beiträgt.

    2. Ebenfalls begrüßenswert ist, dass der MWV offenbar nicht mehr (wie z.B. in seiner Pressemitteilung vom 23. Februar 2012 und diversen Medienauftritten) davon ausgeht, dass der Verweis auf höhere Rohölpreise und schwankende Wechselkurse ausreicht, den Anstieg der Tankstellenpreise zu erklären. Diese sachlich nicht korrekte Interpretation der Preisentwicklung war der Anlass für die Kurzstudie gewesen. Insofern wird das Hauptergebnis der Studie durch diese Pressemitteilung des MWV bestätigt.

    3. Wir widersprechen allerdings der Methode, die der MWV in seiner aktuellen Pressemitteilung für die Berechnung der Downstream-Margen (also der Einnahmen zwischen Rohöltanker und Tankstelle) zugrunde legt. In
    der Kurzstudie wird ausdrücklich darauf hingewiesen, dass die Margenausweitung bei Superbenzin in den Raffinerien der Mineralölkonzerne stattgefunden hat. Der MWV schließt diesen Konzernbereich ohne nähere Begründung aus seiner Betrachtung aus, obwohl Raffinerien nach dem eigenen Verständnis des MWV (Link), ebenso wie in der sachlichen Gliederung der Konzernbilanzen, zum Downstream-Sektor gehören und die Eigentümer dieser Raffinerien dieselben Mineralölkonzerne sind, die auch im Tankstellengeschäft den Markt dominieren.

    Der Rotterdamer Raffinerieproduktenmarkt ist zweifellos vielfältigen Wettbewerbs- und Kosteneinflüssen ausgesetzt, aber das gilt ebenso für andere Teilmärkte, die vom MWV berücksichtigt werden, wie z.B. für den Markt für Binnenschifftransporte auf dem Rhein oder auch für den Tankstellenmarkt. Insofern ist es willkürlich, ausgerechnet den für die aktuelle Margenausweitung verantwortlichen Teilbereich, also die Raffinerien, außer Acht zu lassen.

    Daher halten wir weiterhin an dem Ergebnis fest, dass Rohölpreise und Eurokurse nicht ausreichen, den Anstieg der Benzinpreise zu erklären. Der Mineralölbranche ist es in den letzten Monaten nicht nur gelungen, steigende Rohölpreise in vollem Umfang weiterzugeben, sondern zusätzlich ihre Margen deutlich zu erhöhen.

    Dr. Steffen Bukold, Leiter EnergyComment/DCEB

     

    EnergyComment Blogpost 21. März 2012

    Kurzstudie: Rekordpreise an den Tankstellen: Allein durch steigende Rohölpreise und schwachen Euro erklärbar?

    Kurzstudie im Auftrag der Bundestagsfraktion Bündnis90 / Die Grünen: Rekordpreise an den Tankstellen: Allein durch steigende Rohölpreise und schwachen Euro erklärbar?

    Für Medienanfragen: Büro MdB Bärbel Höhn (Auftraggeberin) – Link oder EnergyComment/DCEB Dr. Steffen Bukold (Autor der Studie) per Email erreichbar unter: bukold@energycomment.de

    Aus der Zusammenfassung: 

    “Rekordpreise für Superbenzin und Diesel an den deutschen Tankstellen haben eine lebhafte

    Debatte über die Ursachen ausgelöst: Branchenvertreter erklären den Preisanstieg durch höhere

    Rohölpreise und einen schwachen Euro, also die Weitergabe steigender Kosten an die

    Verbraucher. Kritische Stimmen vermuten dagegen, dass es der Mineralölbranche im

    Windschatten der Irankrise seit Jahresbeginn zusätzlich gelungen sei, ihre Margen auf Kosten der

    Tankstellenkunden auszuweiten. Vor diesem Hintergrund wurde die Preisentwicklung von Ende

    November 2011 bis Anfang März 2012 mit folgenden Ergebnissen analysiert:

    1. Superbenzin:

    Die Tankstellenpreise für Superbenzin sind um 11,3 Eurocent/Liter gestiegen. Nur 6,6 Eurocent/

    Liter (58 Prozent des Preisanstiegs) lassen sich durch höhere Rohölpreise oder einen veränderten

    Wechselkurs Euro/Dollar erklären. Die restlichen 4,7 Eurocent/Liter (42 Prozent des Preisanstiegs)

    sind das Ergebnis höherer Bruttomargen in der Mineralölbranche.

    Die Bruttomarge für Superbenzin (Tankstellenpreis minus Rohölpreis) wuchs zu Lasten der

    Tankstellenkunden kontinuierlich von 11,52 auf 16,25 Eurocent, also um 41 Prozent. Bei einem

    Absatz von 2,1 Milliarden Liter Superbenzin ergibt sich daraus eine finanzielle Mehrbelastung der

    Tankstellenkunden von 98 Millionen Euro pro Monat.

    2. Diesel:

    Die Bruttomarge für Dieselkraftstoff (Tankstellenpreis minus Rohölpreis) fiel zunächst im Dezember

    von 23,19 auf 18,80 Eurocent/Liter und stieg seit Jahresbeginn unter großen Schwankungen bis

    Anfang März wieder auf 22,27 Eurocent/Liter. Die Dieselmargo blieb im Beobachtungszeitraum auf

    einem vergleichsweise hohen Niveau, hat sich aber per Saldo kaum verändert.

    3. Downstream-Analyse:

    Die Ausweitung der Margen erfolgte in jeweils unterschiedlichen Sektoren der Mineralölbranche:

    Die kontinuierliche Ausweitung der Benzin-Bruttomarge fand vor allem in den Raffinerien der

    Mineralölkonzerne statt. Die Ausweitung der Diesel-Bruttomarge seit Jahresbeginn war vor allem

    im Kettenabschnitt Inlandstransport-Handel-Tankstelle zu beobachten, sowohl zu Lasten der

    Raffinerien als auch zu Lasten der Tankstellenkunden.

    4. Fazit

    In einem Markt mit hohem Wettbewerbsdruck wäre zu erwarten, dass steil steigende

    Einkaufspreise zunächst zu einer Einengung der Margen führen, also nicht problemlos 1:1 auf dem

    Markt durchgesetzt werden können.

    Die Auswertung zeigt jedoch, dass es der Mineralölbranche nicht nur gelungen ist, die steigenden

    Rohstoffkosten in vollem Umfang weiterzugeben, sondern auch die Margen auszuweiten. Das galt

    für Superbenzin sehr deutlich und kontinuierlich, während die Margen für Diesel per Saldo stabil

    blieben. Da es keine Hinweise auf zusätzliche relevante Kostenveränderungen gibt, führten diese

    höheren Margen in der Branche zu entsprechend höheren operativen Gewinnen.

    5. Schlussbemerkung

    Diese Kurzstudie zeigt, dass Marktmonitoring und Verbraucheraufklärung notwendig sind, um die

    Diskussion über die Ursachen hoher Tankstellenpreise zu versachlichen.

    Doch selbst bei optimalen Marktverhältnissen bleibt das ölpolitische Grundproblem ungelöst:

    Rohöl wird immer knapper und teurer. Peak Oil steht vor der Tür. Jede Störung in der

    Ölversorgung wird starke Preisbewegungen auslösen, die durch Rohstoffspekulation zusätzlich

    angeheizt werden. Nur mit langfristig angelegten ölpolitischen Initiativen auf nationaler und

    internationaler Ebene kann diese Herausforderung bewältigt werden.”

     

  • Tankstellenpreise: Allein durch steigende Ölpreise und schwachen Euro erklärbar? (Kurzstudie)

    Kurzstudie im Auftrag der Bundestagsfraktion
    Bündnis90 / Die Grünen 

    Rekordpreise an den Tankstellen:
    Allein durch steigende Rohölpreise und schwachen Euro erklärbar?
     

    Autor:
    Dr. Steffen Bukold
    EnergyComment Hamburg

    Hamburg 9. März 2012

    studie-tankstellenpreise-bukold

    0. Zusammenfassung 

    Rekordpreise für Superbenzin und Diesel an den deutschen Tankstellen haben eine lebhafte Debatte über die Ursachen ausgelöst: Branchenvertreter erklären den Preisanstieg durch höhere Rohölpreise und einen schwachen Euro, also die Weitergabe steigender Kosten an die Verbraucher. Kritische Stimmen vermuten dagegen, dass es der Mineralölbranche im Windschatten der Irankrise seit Jahresbeginn zusätzlich gelungen sei, ihre Margen auf Kosten der Tankstellenkunden auszuweiten. Vor diesem Hintergrund wurde die Preisentwicklung von Ende November 2011 bis Anfang März 2012 mit folgenden Ergebnissen analysiert:

    1. Superbenzin:

    Die Tankstellenpreise für Superbenzin sind um 11,3 Eurocent/Liter gestiegen. Nur 6,6 Eurocent/Liter (58 Prozent des Preisanstiegs) lassen sich durch höhere Rohölpreise oder einen veränderten Wechselkurs Euro/Dollar erklären. Die restlichen 4,7 Eurocent/Liter (42 Prozent des Preisanstiegs) sind das Ergebnis höherer Bruttomargen in der Mineralölbranche.

    Die Bruttomarge für Superbenzin (Tankstellenpreis minus Rohölpreis) wuchs zu Lasten der Tankstellenkunden kontinuierlich von 11,52 auf 16,25 Eurocent, also um 41 Prozent. Bei einem Absatz von 2,1 Milliarden Liter Superbenzin ergibt sich daraus eine finanzielle Mehrbelastung der Tankstellenkunden von 98 Millionen Euro pro Monat.

    2. Diesel:

    Die Bruttomarge für Dieselkraftstoff (Tankstellenpreis minus Rohölpreis) fiel zunächst im Dezember von 23,19 auf 18,80 Eurocent/Liter und stieg seit Jahresbeginn unter großen Schwankungen bis Anfang März wieder auf 22,27 Eurocent/Liter. Die Dieselmargo blieb im Beobachtungszeitraum auf einem vergleichsweise hohen Niveau, hat sich aber per Saldo kaum verändert.

    3. Downstream-Analyse:

    Die Ausweitung der Margen erfolgte in jeweils unterschiedlichen Sektoren der Mineralölbranche: Die kontinuierliche Ausweitung der Benzin-Bruttomarge fand vor allem in den Raffinerien der Mineralölkonzerne statt. Die Ausweitung der Diesel-Bruttomarge seit Jahresbeginn war vor allem im Kettenabschnitt Inlandstransport-Handel-Tankstelle zu beobachten, sowohl zu Lasten der Raffinerien als auch zu Lasten der Tankstellenkunden.

    4. Fazit

    In einem Markt mit hohem Wettbewerbsdruck wäre zu erwarten, dass steil steigende Einkaufspreise zunächst zu einer Einengung der Margen führen, also nicht problemlos 1:1 auf dem Markt durchgesetzt werden können.

    Die Auswertung zeigt jedoch, dass es der Mineralölbranche nicht nur gelungen ist, die steigenden Rohstoffkosten in vollem Umfang weiterzugeben, sondern auch die Margen auszuweiten. Das galt für Superbenzin sehr deutlich und kontinuierlich, während die Margen für Diesel per Saldo stabil blieben. Da es keine Hinweise auf zusätzliche relevante Kostenveränderungen gibt, führten diese höheren Margen in der Branche zu entsprechend höheren operativen Gewinnen.

    5. Schlussbemerkung

    Diese Kurzstudie zeigt, dass Marktmonitoring und Verbraucheraufklärung notwendig sind, um die Diskussion über die Ursachen hoher Tankstellenpreise zu versachlichen.

    Doch selbst bei optimalen Marktverhältnissen bleibt das ölpolitische Grundproblem ungelöst: Rohöl wird immer knapper und teurer. Peak Oil steht vor der Tür. Jede Störung in der Ölversorgung wird starke Preisbewegungen auslösen, die durch Rohstoffspekulation zusätzlich angeheizt werden. Nur mit langfristig angelegten ölpolitischen Initiativen auf nationaler und internationaler Ebene kann diese Herausforderung bewältigt werden.

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    1. Ausgangspunkt und Fragestellung

    Steil steigende Preise für Superbenzin und Diesel an den deutschen Tankstellen haben eine lebhafte Debatte über die Ursachen dieser Entwicklung ausgelöst.

    a) Branchenvertreter erklären den Preisanstieg durch die höheren Rohölpreise und einen schwachen Euro. Die aktuelle Embargopolitik der EU und der USA gegenüber dem Iran und die damit verbundenen Versorgungsrisiken haben demnach einen Preisschub an den internationalen Rohölmärkten ausgelöst, der im Euroraum dadurch verschärft wurde, dass Rohöl in Dollar gehandelt wird.

    b) Andere Stimmen relativieren diese Erklärung. Im Windschatten der großen medialen Aufmerksamkeit für die Irankrise sei es der Mineralölbranche zusätzlich gelungen, entlang der Versorgungskette ihre Margen auf Kosten der Verbraucher auszuweiten.

    Rohölpreis und Eurokurs reichen demnach nicht aus, die hohen Tankstellenpreise zu erklären. Dieser Verdacht erfuhr in den letzten Jahren zusätzlichen Auftrieb durch Untersuchungen des Bundeskartellamtes, das erhebliche Wettbewerbsdefizite im deutschen Kraftstoffmarkt festgestellt hat. Der Tankstellenmarkt werde von einem Anbieteroligopol dominiert, das höhere Tankstellenpreise nach bestimmten Mustern im Markt durchsetze.

    Obwohl es bei dieser Auseinandersetzung “nur” um wenige Cent pro Liter geht, ist sie nicht irrelevant. Im Dezember 2011 wurden in Deutschland 2,1 Milliarden Liter Superbenzin und 3,1 Milliarden Liter Dieselkraftstoff abgesetzt. Ein Preisverzerrung an der Tankstelle von beispielsweise fünf Cent pro Liter führt rechnerisch zu einem zusätzlichen Kaufkraftverlust von täglich 8,3 Millionen Euro bzw. jährlich 3 Milliarden Euro (auf Basis der Absatzzahlen für Dezember 2011).

    Vor dem Hintergrund dieser Debatte untersucht diese Kurzstudie die Preiskomponenten der Tankstellenpreise in den vergangenen Monaten. Sind die Tankstellenpreise also allein durch die Rohölpreise und den Eurokurs erklärbar? 

     

    2. Hintergrund: Verteilung der Einnahmen im internationalen Öl- und Kraftstoffgeschäft

    Der Tankstellenpreis entsteht durch die Addition zahlreicher Kostenkomponenten.

    a) Feste Bestandteile in Deutschland sind die Energiesteuern (65,45 Cent/Liter für Benzin und 47,04 Cent/Liter für Dieselkraftstoff), die Abgaben nach dem Erdölbevorratungsgesetz (0,37 bzw. 0,32 Cent/Liter), sowie die Umsatzsteuer in Höhe von 19 Prozent, die auf die Summe der festen und variablen Bestandteile anfällt.

    b) Variable Kostenbestandteile sind insbesondere die im Trend steigenden Rohölkosten, die Kosten für Tanker- und Pipelinetransporte, die stark schwankenden Raffineriemargen und die im Vergleich dazu relativ konstanten Downstreamkosten für Transporte (z.B. Binnenschiff auf dem Rhein plus LKW oder Schiene). Hinzu kommen die Kosten für Tanklager, allgemeinen Vertrieb sowie, am Ende der Kette, die Tankstellen.

    Die Größenordnung der Einnahmen (ohne Energie- und Umsatzsteuer) wird im folgenden Schaubild veranschaulicht. Die Größe der Rechtecke gibt einen ungefähren Eindruck von der Einnahmenverteilung. Dabei sollte noch erwähnt werden, dass die mit Abstand höchsten Renditen im Fördergeschäft erzielt werden. Aktuell stehen Förderkosten von z.B. 5-20 Dollar/Barrel im arabischen Raum einem Rohölpreis von 125 Dollar/Barrel gegenüber.

    Schaubild: Einnahmenverteilung im Ölgeschäft 

    weltweite-einnahmen-im-ölgeschäft

    3. Preisanalyse – Methodischer Ansatz

    Für diese Kurzstudie wurden die Preise in der Zeit vom 28. November 2011 bis 2. März 2012 untersucht. Dadurch wird die Periode vor und während der neuen Embargopolitik gegen den Iran bzw. der medialen Aufmerksamkeit für diese Ereignisse erfasst.

    In der statistischen Analyse wurden jeweils die wöchentlichen Durchschnittspreise berechnet (Montag-Freitag). Für den Benzinmarkt wurde die Sorte “Super E5” gewählt, da hier nach wie vor die größten Ottokraftstoffumsätze stattfinden und da der Preisabstand (Tankstelle) zwischen E5 und E10 im Beobachtungszeitraum recht stabil um die drei Cent pro Liter lag. Die Trendaussagen gelten also auch für E10. Die Preise wurden in den folgenden Schaubildern in Eurocent/Liter umgerechnet, so dass der Währungseffekt bereits berücksichtigt wird.

    Für die Rohölpreise wurde der ICE Brent Frontmonat gewählt. Eine Kontrollanalyse wurde mit Dated Brent durchgeführt, aber die Resultate waren weitgehend identisch. Für die Abschätzung der Raffineriemargen und Produktpreise wurden die üblichen Spread- und Crack-Indikatoren sowie Produkt- bzw. Tankstellenpreise verwendet, wie sie auch bei Ölpreisagenturen (Platts, Argus etc.) und Nachrichtenagenturen (Bloomberg, Reuters etc.) verwendet werden. Leichte Abweichungen je nach Quelle sind unvermeidlich, da die Preise je nach Erhebungsuhrzeit oder Methode variieren, aber dadurch ändern sich weder der Trend noch das Gesamtbild. Für die Datensätze wurden wo immer möglich zwei oder mehr voneinander unabhängige Quellen verwendet. Das gilt insbesondere für die Tankstellenpreise. Die Daten- und Kontrollquellen sind: Europäische Kommission (DG ENER), Bafa, Bloomberg, Reuters, Platts, EID, Clevertanken.de, MWV, ADAC, Destatis und ICE.

    4. Statistische Ergebnisse

    Das folgende Schaubild zeigt die Preisentwicklung von Superbenzin E5 (ohne Steuern) und Brent-Rohöl, jeweils in Eurocent je Liter und als wöchentlicher Durchschnittspreis (das gilt auch für alle folgenden Schaubilder). Diese Einheit wird in diesem wie auch in allen folgenden Schaubilder verwendet. Die Superbenzinpreise an der Tankstelle befinden sich seit Dezember in einem steilen Aufwärtstrend.

    benzinpreis-ölpreis

     

    Das nächste Schaubild zeigt, dass sich der Preisabstand zwischen Superbenzin und Rohöl im Untersuchungszeitraum deutlich vergrößert hat. Die Marge weitete sich von 11,52 Eurocent/Liter Ende November auf 16,25 Eurocent/Liter Anfang März aus, also um 4,73 Eurocent/Liter. Das ist ein Zuwachs um 41 Prozent.

    Der Tankstellenpreis für Superbenzin folgte in den letzten Monaten also nicht nur den Rohölpreisen und dem Euro, sondern setzte sich zusätzlich steil nach oben ab. Der Anstieg der Tankstellenpreise für Superbenzin kann nur zu 58 Prozent durch diese Faktoren erklärt werden. Der Rest, also 42 Prozent des Preisanstiegs, entfällt auf die Margenausweitung der Mineralölbranche.

    benzinpreis-minus-ölpreis

    Das folgende Schaubild zeigt die Preisentwicklung von Dieselkraftstoff (ohne Steuern) und  wiederum Brent-Rohöl. Der Dieselpreis an der Tankstelle setzte erst Ende Januar zu seinem Höhenflug an und bewegte sich bis dahin seitwärts.

    dieselpreis-und-ölpreis

    Das nächste Schaubild zeigt die Differenz zwischen dem Tankstellenpreis für Diesel und dem Rohölpreis. Es ist kein klarer Trend erkennbar. Die Dieselmarge, die im Beobachtungszeitraum bedeutend höher liegt als die Marge für Superbenzin, fiel zunächst von Ende November bis Anfang Januar, erholte sich dann aber bis Ende Februar. Sie fiel im Beobachtungszeitraum leicht von 23,19 Eurocent/Liter Ende November auf 22,27 Eurocent/Liter Anfang März.

    dieselpreis-minus-ölpreis

    Das folgende Schaubild zeigt beide Margen noch einmal im Vergleich.

    brent-super-diesel

    Das folgende Schaubild zeigt den Durchschnitt aus beiden Bruttomargen. Sie fiel zunächst von 17,35 Eurocent/Liter auf knapp unter 15 Eurocent/Liter und stieg ab Jahresbeginn, also in etwa parallel zur Berichterstattung über das Iranembargo, auf den bisherigen Höchststand von 19,26 Eurocent/Liter Anfang März.

    super-und-diesel-minus-brentöl

    Die nächsten Auswertungen suchen Hinweise darauf, in welchem Teil der Kette zwischen der Anlandung des Rohöls (z.B. in Rotterdam oder in Schwedt) und der deutschen Tankstelle die überproportionalen Einnahmen erzielt wurden. Im Rahmen dieser Kurzstudie konnte allerdings keine vollständige Analyse durchgeführt werden. Wir beschränken uns daher auf die im Markt dominierende Rheinschiene, also von den ARA-Häfen (Amsterdam-Rotterdam-Antwerpen) bis ins deutsche Hinterland bzw. zur deutschen Tankstelle.

    1. Das folgende Schaubild zeigt zunächst die Situation im Dieselmarkt. Als Indikatoren benutzen wir zum einen das Ergebnis aus “Tankstellenpreis minus Rohöl minus Gasoil Crack” und “Tankstellenpreis minus ULSD FOB Barge”. Im zweiten Schaubild wird die rechnerische Crackmarge “ICE Brent minus ICE Gasoil” abgebildet.

    diesel-cracks

    Die Indikatoren geben Hinweise darauf, ob die Margenausweitung schon in der Raffinerie oder erst danach stattgefunden hat. Da die tatsächlichen Preise jedoch von diesen Indikatoren etwas abweichen können, je nach geografischer Bezugsrichtung variieren und in manchen Fällen intransparent bleiben, kann diese Auswertung nur Hinweise geben, aber keine exakten Daten über die tatsächlichen Margen liefern.

    Die Indikatoren im ersten Schaubild zeigen sehr ähnliche Verläufe. Die große Korrelation zur Bruttomarge (Dieselpreis an Tankstelle minus Rohölpreis) legt den Schluss nahe, dass die Margenschwankungen nach der Raffinerie entstanden sind, also in der Teilkette “Binnenschiff, Nahtransport, Händler, Tankstelle”. Insbesondere im Februar konnten hier die Margen deutlich expandieren. Das zweite Schaubild und Fachpublikationen legen die Vermutung nahe, dass dies auch auf Kosten der Raffinerien geschah, die im Februar fallende Dieselmargen verzeichneten.

    Die Probleme in der Binnenschiffahrt durch vereiste Kanäle und Flüsse haben hier eine Rolle gespielt, können aber nur einen Teil des Geschehens erklären. Trotz ähnlicher Routenhaben sich die Diesel- und Benzinmargen unterschiedlich entwickelt. Bei Superbenzin fand die Margenausweitung auch zu Zeiten statt, in denen der Transport nicht behindert war. Die Rheinbinnenschifffrachten verdoppelten sich in den eisigen Februartagen, was sich aber auf den Liter gerechnet nur in einem vorübergehenden durchnittlichen Aufpreis von  ca. 0,5 Eurocent/Liter bemerkbar machte.

    2. Die Analyse im Bereich Superbenzin liefert eindeutigere Hinweise. Die rechnerische Raffineriemarge expandierte im gesamten Beobachtungszeitraum um insgesamt etwa 5 Eurocent/Liter, wie das folgende Schaubild zeigt. Das deckt sich mit der oben dargestellten Ausweitung der Marge zwischen Rohöl und Tankstellenpreis für Superbenzin. Nach Branchenberichten war die Margenausweitung in süddeutschen Raffinerien besonders stark. Hier könnte auch der Produktionsausfall in den Raffinerien der insolventen Petroplus eine Rolle gespielt haben sowie Versuche anderer Raffineriebetreiber (fast alle Raffinerien sind in der Hand der großen Mineralölkonzernen) durch Produktionskürzungen das Angebot zu verringern. Die relative Verknappung könnte dann zur Margenausweitung genutzt worden sein.

    Die steigenden Raffineriemargen in der Benzinherstellung könnten also die überproportional steigenden Tankstellenpreise für Superbenzin erklären. Diese Vermutung wird im zweiten Schaubild durch den Spread zwischen Tankstelle und Eurobob Oxy (also verkaufsgerecht gemischtem Benzin für ein Binnenschiff in der Region Rotterdam) gestützt. Hier wird das Margengeschehen nach der Raffinerie abgebildet. Die Seitwärtsbewegung deutet ebenfalls darauf hin, dass die Margenausweitung bereits im Raffineriebereich stattfand.

    benzinmarge-eurobob-ara

    ENDE