Das Thema Wasserstoff hat in diesem Jahr weiter an Fahrt aufgenommen. Doch wie soll der Markthochlauf einer Wasserstoffwirtschaft ablaufen? Welcher Pfad verspricht die besten Ergebnisse beim Klimaschutz, bei den Kosten und für neue Arbeitsplätze?
Im Auftrag von Green Planet Energy (Greenpeace Energy eG) haben wir zusammen mit den Strommarktexperten von Energy Brainpool im Dezember 2020 zu diesen Fragen eine umfangreiche Studie mit konkreten Zahlen für mehrere Szenarien erstellt.
Ein wichtiges Ergebnis: Ein rascher Ausbau der EE-Stromerzeuger zusammen mit dem parallelen Ausbau von Grünem Wasserstoff ist nicht nur klimafreundlicher, sondern voraussichtlich auch deutlich billiger als der Pfad mit Blauem Wasserstoff, also dem Einsatz von Erdgas plus CO2-Speicher.
In der Zwischenzeit, also vom Januar bis zum September 2021, gab es erhebliche Turbulenzen auf den Energiemärkten, die jedoch unsere Grundaussage nicht verändern. Zwei Trends waren in den letzten Monaten von besonderer Bedeutung:
- Die Erdgaspreise haben sich in den letzten 12 Monaten glatt verfünffacht. Der Frontmonat am TTF-Hub kostet derzeit etwas über 50 €/MWh. Im letzten Sommer waren es unter 10 €/MWh. Auch die längerfristigen Terminpreise haben sich mehr als verdoppelt. TTF Cal22 kostet um die 34 €/MWh.
- Das bedeutet, dass die Kosten von Grauem und Blauem Wasserstoff zumindest im Moment weitaus höher liegen als in der Studie angenommen.
- Auch die Strompreise wurden von den hohen Erdgaspreisen, Kohlepreisen und CO2-Preisen (ETS) mit nach oben gezogen. Baseload Day-Ahead Strom kostet im Moment 127 €/MWh. Für Strom im nächsten Jahr (Baseload Cal22) müssen 91 €/MWh gezahlt werden. Vor einem Jahr waren für den Year-Ahead Strom lediglich 42 €/MWh fällig.
- Das bedeutet, dass Elektrolyseure, die mit hoher Auslastung arbeiten müssen, ebenfalls weitaus höhere Kosten haben, wenn sie den Strom aus dem Netz beziehen.
- Nur Elektrolyseure, die ihre Fahrweise an das Strompreisniveau anpassen können, können den hohen Strompreisen teilweise ausweichen, indem sie nur an kostenattraktiven Tageszeiten oder Wochentagen arbeiten. Dadurch steigen jedoch andererseits die spezifischen Kapitalkosten, da die Auslastung der Anlagen sinkt.
- Elektrolyseure, die flexibel fahren und sich nicht (nur) über das Netz versorgen, sondern z.B. (auch) über einen regionalen Windpark oder Solarpark mit langfristig festgelegten Preisen (z.B. PPA), hätten in der aktuellen Situation Wettbewerbsvorteile.
Diese unterschiedlichen Ausgangssituationen werden in diesen Szenarien unserer Studie weitgehend abgebildet. Insofern lohnt sich die Lektüre nach wie vor – zumal der Text auch zahlreiche andere Wasserstoffthemen behandelt.
Sie können die Studie als PDF downloaden (4,6 MB).