Die Preise für Heizöl schwanken nicht nur im Jahresverlauf, sondern auch regional. Längerfristige Vergleiche zeigen deutlich: Es gibt Städte mit vergleichsweise hohen und Städte mit vergleichsweise niedrigen Heizölpreisen. Ein Süd-Nord-Gefälle ist unübersehbar: Im Durchschnitt liegen die Preise in Hamburg oder Berlin 5 Cent/Liter niedriger als in München. In manchen Wochen können sogar Differenzen von 6-7 Cent beobachtet werden, also 7-8% des Kaufpreises. Aber das ist noch nicht alles: Selbst der Preisaufschlag oder Preisabschlag in einer Region schwankt deutlich im Laufe der Wochen und Monate. Je nach aktueller Versorgungslage, Wettbewerbsdruck oder Raffineriestrategie kann der Heizölkäufer gegenüber dem Durchschnittspreis seiner Region 2-3 Cent/Liter einsparen oder draufzahlen. Unsere 10 Charts (siehe unten) zeigen die Entwicklung der Heizölpreise in 10 deutschen Großstädten für die Jahre 2011 und 2012 bis zum 4. Oktober 2012. Von Nord nach Süd: Hamburg, Hannover, Berlin, Leipzig, Dresden, Düsseldorf, Frankfurt, Karlsruhe, Stuttgart und München. Dabei verwenden wir die Preise des Internethändlers esyoil GmbH, da hier relativ viele und vor allem marktnahe Preisdaten vorliegen. Die Nulllinie entspricht dem Bundesdurchschnitt des jeweiligen Tages. Eine grüne Fläche darüber bedeutet also, dass Heizöl in der jeweiligen Stadt überdurchschnittlich teurer ist. Im Einzelnen: 1. Die Heizölpreise in Hamburg lagen 2011 recht stabil 1-2 Cent/Liter unter dem Bundesdurchschnitt. Im laufenden Jahr schwankt dieser Preisvorteil jedoch stärker als zuvor. In Zeiten hoher Heizölnachfrage, wie z.B. im Juni, werden Abschläge von 2 Cent zwar wieder erreicht, da Hamburg dann von seiner relativ günstigen logistischen Lage profitiert. Doch in den Monaten mit schwacher Nachfrage wie z.B. im Juli/August sind die Hamburger Heizölpreise nahezu auf Bundesniveau.
2. Die Heizölpreise in Hannover lagen 2011 zunächst auf, zeitweise minimal unter dem Durchschnitt. Bis zum Jahresende 2011 verbesserte sich die Situation. Aber seit dem Dezember 2011 ist kein klarer Trend erkennbar. Ähnlich wie in Hamburg sind die Preise im Vergleich zu anderen Städten attraktiv, wenn die Nachfrage anzieht (Juni, September). In den anderen Monaten werden durchschnittliche Preise für Heizöl verzeichnet.
3. Die Heizölpreise in Berlin profitieren vom vergleichsweise starken Wettbewerb und der nahe gelegenen Großraffinerie in Schwedt. Die Preise liegen seit Januar 2011 durchgehend unter dem Bundesdurchschnitt. Zur Zeit beträgt der Preisvorteil etwa 1 Cent/Liter.
4.+5. Die Heizölpreise in Leipzig und Dresden zeigen einen sehr ähnlichen Verlauf. Das deutet auf eine Versorgungsstruktur, die über dieselbe Raffinerie läuft. Die Preise liegen in beiden ostdeutschen Großstädten knapp über dem Bundesdurchschnitt, bei nur geringen Schwankungen.
6. Die Heizölpreise in Düsseldorf sollten eigentlich von der Rheinnähe profitieren, aber das schlägt sich kaum in den Preisen nieder. Im Schnitt rangiert Düsseldorf nur einen knappen Cent unter dem Bundesdurchschnitt, in Ausnahmefällen wie z.B. Anfang Mai sogar darüber. Störungen wie Rheinsperrungen durch Binnenschiffsunfälle oder sehr niedrige Pegel, die den Binnenschifftransport teurer machen, können gelegentlich für Preissprünge sorgen.
7. Die Heizölpreise in Frankfurt sind im Verlauf des Jahres 2012 wettbewerbsfähiger geworden. Vergangenes Jahr rangierten sie im Schnitt 1 Cent über dem Landesdurchschnitt; 2012 nur noch etwa einen halben Cent.
8. Die Heizölpreise in Karlsruhe profitieren in nachfrageschwachen Zeiten von der Nähe zu einer Großraffinerie, aber dieser Effekt hält sich mit 1 Cent/Liter in Grenzen. Auffällig ist seit 2012 die zyklische Preisbewegung, die wellenförmig in den nachfragestarken Zeiten immer wieder zum Bundesdurchschnitt aufschließt, um dann wieder nachzugeben.
9. Die Heizölpreise in Stuttgart fallen insofern auf, als sie sowohl über als auch unter dem Bundesdurchschnitt liegen können. Die Korrelation der Preise mit dem nicht sehr weit entfernten Karlsruhe wird immer wieder sichtbar, aber die Ausschläge sind bei den Schwaben größer. Bei starker Nachfrage macht sich sofort der Mangel an Wettbewerb bemerkbar. Bestellungen können sich dann durchaus 2-3 Cent pro Liter über den Durchschnittspreisen wiederfinden. Bei schwacher Nachfrage wie z.B. im August können sie aber auch bis zu 1 Cent darunter liegen. Insgesamt nahm die Preisvolatilität 2012 gegenüber 2011 ab.
10. Die Heizölpreise in München fallen stark aus dem Rahmen, da sie deutlich und durchgängig über dem Bundesdurchschnitt liegen. Sie stellen insofern das Spiegelbild der günstigen Hamburger Situation dar. Gelegentliche Raffinerieprobleme (die frühere Petroplus-Raffinerie produzierte 2012 erst wieder, als ein neuer Käufer gefunden wurde) und ein offensichtlich geringer Wettbewerbsdruck lassen die Heizölpreise immer wieder bis zu 4 Cent/Liter nach oben ausbrechen, in Ausnahmefällen wie im Februar sogar noch stärker.
Datenquelle: esyoil GmbH; Charts: EnergyComment (Bukold)