Saudi Aramco, der größte Ölkonzern der Welt, hat seine Produktionsziele für Low-Carbon Ammoniak drastisch zusammengestrichen.
Damit schwinden auch für die EU die Aussichten auf einen schnellen Hochlauf des Marktes. Klimaverträglich produziertes Ammoniak soll nach bisherigen Plänen für die Dekarbonisierung von Düngemitteln, die Industrie und auch für die Schifffahrt eingesetzt werden.
→ Einen Überblick zum Ammoniak-Markt finden Sie hier in unserem Blog 🔗
Bis 2030 strebt Saudi Aramco nun nicht mehr eine Produktionsmenge von 11 Mio. Tonnen pro Jahr an, sondern nur noch von 2,5 Mio. Tonnen. Diese Reduktion um 80 Prozent verkündete 🔗 der CEO Amin Nasser anlässlich der Veröffentlichung der letzten Quartalsergebnisse.
Das ist eine fast vernachlässigbare Menge in einem globalen Ammoniakmarkt, der etwa 185 Mio. Tonnen umfasst. Und selbst die reduzierte Menge steht unter dem Vorbehalt, dass Kunden langfristige Lieferverpflichtungen eingehen wollen.
Die Saudis wollen Blaues Ammoniak anbieten (hergestellt aus Grauem Wasserstoff plus CCS, also CO2-Speicherung). Andere Projekte in der Region wollen Grünes Ammoniak herstellen, das Grünen Wasserstoff (per PV- oder Windstrom) nutzt.
Auch in den USA geht es bei Blauem Ammoniak nur sehr langsam voran. Dort ist nach wie vor unklar, wie stark die Projekte subventioniert werden sollen. Auch fehlen noch immer die unterirdischen Speicher für CO2. Da viele Förderprogramme von der neuen Trump-Administration gestrichen werden, wartet die gesamte Branche jetzt erst einmal ab.
Aramco-Chef Nasser verwies auf die nach wie vor sehr hohen Produktionskosten und die fehlende Bereitschaft der Kunden, langfristige Lieferverträge einzugehen. Blaues Ammoniak koste „etwa 200 Dollar je Barrel Öläquivalent“ 🔗 (200 $/boe), Grünes Ammoniak sogar das Doppelte davon.
Bei aktuellen Preisen für Graues Ammoniak am Persischen Golf von etwas über 400 $/t FOB (NH3 hat etwa 46% des LHV von Rohöl) ergibt sich daraus, dass CCS die Produktionskosten für Ammoniak in etwa verdoppelt (eigene Berechnung).
Saudi Aramco will nun wieder verstärkt auf die traditionellen Märkte für Erdgas und LNG setzen. Im Zentrum bleibt aber das Ölgeschäft. Derzeit scheinen die Saudis Interesse an der Übernahme der globalen Schmierstoffsparte von BP (Castrol) für etwa 10 Mrd. Dollar zu haben 🔗 .
Bei Grünem Ammoniak ist die Lage weltweit nicht viel besser. Mittlerweile ist sogar die Frage, ob es vor 2030 überhaupt noch neue Großprojekte 🔗 im Bereich Grüner Wasserstoff/Ammoniak geben wird. Lediglich das schon 2023 beschlossene Projekt NEOM (ebenfalls Saudi-Arabien) soll nach bisherigen Plänen im nächsten Jahr an den Start gehen.
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