Es scheint vollbracht: Nach 10 Jahren zäher Verhandlungen haben sich nach übereinstimmenden Agenturmeldungen Moskau und Peking auf die Konditionen für einen langfristigen Gasliefervertrag einigen können. Ab 2018 soll das Gas zu einem moderaten (und offiziell noch nicht bestätigten) Preis von etwa 10 $/MMBtu fließen. Wir hatten bereits im letzten Global Energy Briefing (Nr.98) und in mehreren früheren Ausgaben über den Stand der Verhandlungen sowie die möglichen Konsequenzen für die internationalen Gasmärkte informiert.
Überraschend ist die Kommentierung in den deutschen Medien: In typischer Nullsummenmanier wird der Vertrag als Erfolg für Russland und – durch die Brille der Ukraine-Krise – “folglich” als Niederlage für die EU gewertet.
In der Tat ist der Vertrag jedoch eine gute Nachricht für die deutschen Gaseinkäufer und Gasverbraucher: Ohne das chinesische Kapital wären die fraglichen russischen Gasfelder und Pipelines überhaupt nicht oder erst sehr viel später an die internationalen Gasmärkte angeschlossen worden. Dank der Einigung muss China jedoch weniger LNG (Flüssiggas) aus Australien, Indonesien und Westafrika importieren. Dadurch fällt der Preisdruck auch im atlantischen Raum, aus dem die EU einen großen Teil ihres LNG bezieht. Eventuell wird nun sogar mehr amerikanisches Exportgas für Europa bereitstehen. Also insgesamt eine gute Nachricht für den europäischen Gasmarkt. Umgekehrt muss Gazprom erst noch zeigen, dass die Kosten die Einnahmen nicht überschreiten werden: Die meisten ostsibirischen Felder liegen sehr abgelegen und die Pipelineverbindungen werden extrem teuer sein.
Im kommenden Global Energy Briefing (Nr.99, erscheint Ende Mai) werden wir den Deal noch einmal ausführlich bewerten.
Weiterführende Informationen:
Was ist das Global Energy Briefing und wie kann ich es bestellen? Nähere Informationen und Kontakt.
Weitere Links:
Global Energy Briefing Nr.84 und Nr.85: Shale Gas Fracking – Potenzialgrenzen (Nr.84) und Folgen für Gaspreise und Investitionen
Global Energy Briefing Nr.86: Prognose der Ölpreise und Gaspreise; Wärmemarkt national; Benzinmarkt USA
Sonderausgabe zur Ukraine-Krise:
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