In einem offenen Brief 🔗 an die Europäische Kommission hat Project SkyPower 🔗 die Europäische Kommission aufgefordert, die Entwicklung von weitgehend dekarbonisiertem Jet Fuel (E-SAF) in Gang zu bringen. Die Lobby-Gruppe, die 75 Unternehmen, Umwelt-NGOs sowie Verbände aus dem E-SAF-Sektor repräsentiert, hat dazu fünf Vorschläge vorgelegt.
1. Hintergrund zum Thema E-SAF
Wie kann die Dekarbonisierung des Flugverkehrs gelingen? Jede neue Generation von Boeing- oder Airbus-Flugzeugen fliegt zwar 20-25% effizienter als die letzte, aber das reicht nicht einmal aus, das rasche Wachstum des Flugverkehrs zu kompensieren und damit die Emissionen zu stabilisieren.
Eine staatlich verordnete Einschränkung des Flugverkehr wiederum ist in den Industrieländern ein zu heißes politisches Eisen und in den rasch wachsenden Flugmärkten im Rest der Welt nicht einmal ein Thema, das ernsthaft diskutiert wird. Etwa 90 Prozent der Weltbevölkerung hat überhaupt noch keine Flugreise erlebt.
Es bleibt also nur noch die Dekarbonisierung der Fuels. Aber auch hier schrumpft die Zahl der Optionen:
- Airbus hat die Entwicklung von Wasserstoff-Antrieben (Turbine oder Fuel Cell) erst einmal auf die lange Bank geschoben 🔗 . Vor dem Jahr 2040 werden wir wohl keine größeren H2-Airplanes sehen, von Batterie-Flugzeugen, außer für den Regionalverkehr, ganz zu schweigen.
- Moderne Biokraftstoffe sind und bleiben zu knapp und haben eine zurecht umstrittene Klimabilanz. Trotzdem sind Beimischungen von HEFA-Biokraftstoffe aus Rest- und Abfallstoffen (UCO/Animal Fats) derzeit die einzige Option. Die Anteile sind jedoch nicht skalierbar, da auch der Straßenverkehr und der Schiffsverkehr 🔗 die knappen Rohstoffe nachfragt.
- Über 95% des Jet Fuels wird daher noch immer aus fossilem Öl hergestellt.
- Damit bleiben nur noch moderne E-SAF, auch E-Kerosin genannt. SAF steht für Sustainable Aviation Fuels. E-SAF werden aus möglichst grünem Strom (vor allem Solar- und Windstrom) und CO2 (vor allem klimaneutral aus Biomasse gewonnen) hergestellt. Sie gehören also zu den E-Fuels, wie auch E-Gasoline oder E-Diesel.
2. E-SAF: Der Ausweg aus der Sackgasse?
Das Problem: Die Verfahren für die Herstellung von E-SAF (Fischer-Tropsch-Synthese/Methanolsynthese + Weiterverarbeitung in einer Ölraffinerie) sind teuer und mit hohen Energieverlusten verbunden.
Die Praxis: Die hohen Kosten und die unsicheren Absatzchancen verhindern bislang die Produktion von E-SAF. Bis zum heutigen Tag gibt es weltweit keine einzige Anlage, die im industriellen Maßstab E-SAF (oder auch E-Fuels im weiteren Sinn) herstellt. In Europa gibt es zwar zahlreiche Pläne, aber bislang konnte sich kein Unternehmen zu einer Investitionsentscheidung für eine Großanlage durchringen.
Die Dekarbonisierung des Flugverkehrs steckt also in einer Sackgasse. Biokraftstoffe (HEFA) werden schon bald knapp werden, währende Technologiesprünge (H2 oder Batterien) nicht in Sicht sind.
Dabei wären E-SAF nicht nur ein potenziell riesiger Markt. Auch könnte sich die EU damit von Importen von fossilem Öl und Biokraftstoffen unabhängig machen, denn alles, was man zur Herstellung braucht, ist Strom, CO2 und Wasser.
Gleichzeitig wäre man beim Klimaschutz einen großen Schritt weiter, denn anders als bei Bio-SAF (aus Pflanzenölen) können bei E-SAF Emissionseinsparungen von über 80 Prozent erreicht werden. Auch die Klimaschäden durch Kondensstreifen (Contrails) sind bei der Verbrennung von E-SAF im Vergleich zu konventionellem Jet Fuel deutlich geringer.
Nach aktueller Rechtslage müssen die Fluglinien erst nach 2030 E-SAF einsetzen (1,2% Beimischung). Aber schon das wird kaum machbar sein, wenn sich nichts ändert.
3. Die Vorschläge von Project SkyPower
Hier setzen die Vorschläge von SkyPower an. Sie sollen den Markt für E-SAF in Schwung bringen und zumindest die erste Investitionsentscheidung für eine E-SAF-Anlage auslösen.
1. E-SAF soll eine strategische Priorität in den aktuellen Programmen der EU werden. Das gilt vor allem für den neuen Clean Industrial Deal und den STIP (Sustainable Transport Investment Plan).
2. Die Einnahmen aus dem Emissionshandelssystem der EU (ETS), die vom Luftverkehr bzw. den Fuel Supplier aufgebracht werden, sollen genutzt werden, um langfristige Lieferverträge zwischen E-SAF Produzenten und den Airlines abzusichern. Das könnte über einen Intermediär geschehen, z.B. wie im Wasserstoffmarkt über die in Deutschland gegründete H2-Global bzw. Hintco. Damit soll die Preisdifferenz zwischen fossilem Jet Fuel und teurem E-SAF finanziert werden.
3. Schon jetzt soll E-SAF Projektentwicklern der prioritäre Zugang zu diesem Instrument garantiert werden, damit die heute laufenden Planungen für die ersten E-SAF-Anlagen nicht abgebrochen werden.
4. Die EU-Kommission sollte sich schon in diesem Jahr verpflichten, die Rechtsgrundlagen bis 2030 nicht zum Nachteil der E-SAF Branche zu verändern. Im Jahr 2027 soll nämlich die aktuelle EU-Verordnung ReFuelEU Aviation überprüft werden. Auch ist im Moment noch nicht völlig klar, wie verbindlich die Vorgaben dieser Verordnung durchgesetzt werden. Beides sorgt im Markt für E-SAF für Unsicherheit bei den Investoren.
5. E-SAF braucht sauberen Strom und CO2 für die Produktion. Die EU schreibt den Bau zusätzlicher, für den speziellen Einsatzzweck gebaute Anlagen vor (Additionality Requirements). Die Zeitspanne, bis diese Anlagen zur Verfügung stehen, schafft finanzielle Risiken für die Projektentwickler. Sie sollten durch EU-Instrumente entschärft werden, damit Banken und andere Geldgeber nicht von vornherein die Finanzierung der E-SAF-Projekte blockieren.
Die 5 Vorschläge von Project SkyPower:

Quelle: Project SkyPower
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