Ölpreise unter Druck: Preisrutsch ist kaum zu vermeiden

Die Rohölpreise fallen heute auf ein neues Jahrestief von nur noch knapp über 70 Dollar je Barrel ($/b) für die Sorte Brent. Aktuell (15.52 Uhr) sind es 70,2 $/b. Im September 2024 gab es zuletzt einen Tag mit Schlusskursen unter 70 Dollar. Man muss dann schon in das Jahr 2021 zurückgehen, also mitten in die Pandemie-Jahre, um noch billigeres Rohöl zu entdecken.

Der kurze Preispush im Januar ist damit vollständig verpufft. Weder die zusätzlichen Biden-Sanktionen gegen die russische Schattenflotte noch die Nervosität vor dem Amtsantritt von Donald Trump konnten den Markt lange beeindrucken. Schon im Januar hatten wir in unserem Blog auf die schon damals stärkeren Kräfte hingewiesen 🔗 , die für schwache Ölpreise sprachen.

Der Preischart unten zeigt den Rückgang im Zeitverlauf. Der Ölpreis liegt derzeit im Mittelfeld der letzten Jahrzehnte. In realen Preis, also unter Berücksichtigung der Inflation, ist Öl im Moment nicht teurer als vor 20 Jahren.

Die Gründe für die schwachen Preise liegen auf der Hand:

  • Die Nachfrage wächst nur verhalten um etwa 1 Prozent pro Jahr. Genaueres wird man aber wie üblich erst in einigen Monaten wissen.
  • Auf der Angebotsseite gibt es keine größeren Störungen. Die Russland-Sanktionen konnten die russischen Ölexporte bisher kaum stören. Der aktuelle Rückgang ist anscheinend eher auf die Einhaltung der OPEC+ Kartellquoten zurückzuführen. Die erfolgreichen ukrainischen Angriffe auf russische Raffinerien haben nur einen geringen Einfluss auf die Rohölexporte.
  • Die neuen Zölle der USA verdüstern den Ausblick auf das globale Wirtschaftswachstum und damit auch die Ölnachfrage.
  • Ganz aktuell: Die OPEC hat sich nach langem Zögern durchgerungen, die seit dem Pandemiejahr 2022 bestehenden Förderkürzungen in kleinen Schritten zurückzunehmen. Das soll im April mit einem Plus von 138.000 b/d beginnen.

Zumindest in dieser Woche kann die Entscheidung des OPEC-Kartells jedoch nicht überzeugen. Der Produktionsanstieg bringt dem Kartell pro Tag knapp 10 Mio. Dollar mehr ein, aber ein Preisrückgang um 1 $/b kostet sie pro Tag etwa 40 Mio. Dollar, also ein Vielfaches.

Sollten die Preise weiter abrutschen, geraten selbst große Ölstaaten wie Saudi-Arabien alllmählich in Bedrängnis. Schon jetzt muss Saudi Aramco seine Gewinnausschüttungen, die einen wesentlichen Teil des Staatshaushalts finanzieren, überdenken 🔗 .

Auch ein möglicher Schulterschluss zwischen den größten Ölproduzenten der Welt, also USA, Russland und Saudi-Arabien könnte für die Petrostaaten zweischneidig werden. Spätestens im Vorfeld der US-Kongresswahlen in weniger als zwei Jahren wird Trump möglichst niedrige Tankstellenpreise anstreben.

Die Öllobby in den USA hat zwar seinen Wahlkampf mitfinanziert, aber außer einer punktuellen Deregulierung und der Aussetzung der (bescheidenen) Methangaben scheint sich das nicht auszuzahlen.

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