Heizölpreise fallen deutlich

5. April 2013

Die aktuellen Heizölpreise setzen ihren Abwärtstrend fort und liegen jetzt nur noch um die 84,50 Euro/100l, je nach Standort sogar schon unter 84 Euro. Noch vor einer Woche lagen sie 3 Euro höher und unsere Prognose rechnete mit einem festen Preistrend Richtung 88 Euro.

Tatsächlich brachte jedoch eine Serie unerwartet schwacher Konjunkturdaten aus den USA und die unbedachte Äußerung eines Zentralbankers, dass die Zeit ultralockerer Geldpolitik schon im Sommer zu Ende gehen könnte, eine scharfe Trendwende. Angesichts sehr schwacher Arbeitsmarktdaten am Donnerstag und Freitag sowie einem weiteren Anstieg der Ölvorräte in den USA tauchten plötzlich tauchten Zweifel auf, ob die Konjunkturerholung in den USA so stabil ist wie gedacht. Da hieß es dann sofort: „Risk off“.

Die Rohölpreise (Brent) sanken in nur vier Tagen von 111 auf 104,3 $/b, den niedrigsten Wert seit letztem Sommer, die Gasoilpreise gaben von 930 auf 881 $/t nach. Die amerikanischen Heizölpreise schlossen sich dieser Preistendenz an und verbilligten sich von 3,09 $/g auf nur noch 2,93 $/b. Daran konnten dann auch recht robuste Nachfragedaten aus China und den USA nichts mehr ändern. Nur die amerikanischen Erdgaspreise und die UK Gaspreise legten gegen den Trend zu.

Die OPEC wird bereits nervös. Der Markt rechnet damit, dass das Kartell erst verbal, dann über Tendenzen in den Formelpreisen, schließlich über Produktionskürzungen die Ölpreise über der Marke von 100 halten wird.

Mittelfristig droht weiteres Ungemach: Immer mehr Raffinerien in Westeuropa werden in den nächsten Jahren die Tore schließen. Die oftmals völlig veralteten Anlagen sehen sich schrumpfenden Absätzen (-12% in 4 Jahren) und einer veränderten Nachfragestruktur gegenüber. Sie produzieren zu viel Benzin und zu wenig Gasoil. Das hätte man mit etwas finanziellem Aufwand natürlich schon lange ändern können, aber man rechnet sich gegen die neuen modernen Riesenanlagen in Saudi-Arabien oder Indien wenig Chancen aus. Hinzu kommt noch, dass die USA als traditioneller Importmarkt für europäisches Benzin allmählich wegbricht, aber im Gegenzug Diesel oder Gasoil nach Europa verschifft. Viele amerikanische Raffinerien sind im Vorteil, denn sie profitieren von niedrigeren Ölpreisen und Gaspreisen.

Ausgerechnet der griechische Raffineriebetreiber Hellenic Petroleum (ELPE) hat 1,4 Mrd. in die Modernisierung seiner Elefsina-Anlage gesteckt. Dafür arbeitet diese Raffinerie jetzt profitabel, obwohl die Nachfrage am Mittelmeer zuletzt schneller gefallen ist als der Rückbau der Raffinerien um 1,1 mb/d. Auch Osteuropa leidet an Überkapazitäten, die auf die Marge drücken.

Ein ineffizienter Raffineriepark wird die Preise für Heizöl, Diesel oder Benzin tendenziell eher erhöhen. Produktimporte sind immer teurer als Rohölimporte und neigen zu starken Preisschwankungen.

In Nordirland führt die Aufwärts-Tendenz der Heizölpreise in den letzten Jahren zu handfesten politischen Konflikten. Der Consumer Council (Verbraucherbehörde) beklagt, dass die Preise in den letzten vier Jahren um 60% zugelegt haben und dass noch immer 68% aller Haushalte mit Heizöl heizen. Immer mehr Verbraucher kaufen sich den Brennstoff in Fässern, da sie sich die Standardlieferung per Tanklaster nicht leisten können. Je nach finanzieller Lager holen sich die Haushalte dann eine Heizversorgung für drei oder sechs Tage per PKW vom Händler ab.

In Südeuropa sieht die Lösung anders aus: Immer mehr Waldbestände werden illegal abgeholzt, da Heizöl zu teuer geworden ist. Der bei der ineffizienten Verbrennung entstehende Smog stellt bereits eine erhebliche Gesundheitsgefährdung für die Bevölkerung dar.

Auch in Deutschland müssen zur Zeit viele Ölkunden tiefer in die Taschen greifen. Die Heizölpreise liegen aktuell unter dem Vorjahr, aber dafür ist der Absatz kräftig gestiegen. Im Januar lag er 26% über dem Vorjahresmonat. Unter dem Strich sorgen niedrige Temperaturen und noch immer relativ hohe Preise für eine höhere Rechnung.

Das Wetter stellt selbst im April noch alle Prognosen auf den Kopf. Wir rechnen mit wachsenden Margen im Heizölmarkt und einer allmählichen Erholung der Rohölpreise. In der kommenden Woche könnten nach unserer Prognose die Heizölpreise ihren kurzfristigen Aufwärtstrend wieder aufnehmen.

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