Wohl kein anderer Ort in Chile ist in Deutschlands Automobilbranche so bekannt wie Haru Oni. Hier wollte HIF Global 🔗 die erste große E-Fuel-Anlage für grünen Sprit (E-Benzin) bauen. Die deutschen Sportwagenfahrer atmeten auf. Porsche ist einer der Investoren. Auch Siemens ist dabei.
Wir schrieben 🔗 bereits vor wenigen Monaten über die schleppenden Fortschritte bei Haru Oni und in der E-Fuels-Branche insgesamt. Die Produktion ist nach wie vor verschwindend gering und läuft alles andere als klimaneutral.
Etwa 130.000 Liter E-Fuel pro Jahr sollen im letzten Jahr hergestellt worden sein. Ob diese Menge tatsächlich erreicht wurde, ist nicht ganz klar. Mindestens 900 Jahre würde es dauern, damit einen ersten Tanker Richtung Stuttgart-Zuffenhausen zu füllen. Porsche setzt aber offenbar kleinste Mengen davon bereits als Beimischung bei Rennevents ein. Wie die Klimabilanz des Transports dieser Kanister mit E-Benzin von Chile nach Deutschland aussieht, will man lieber nicht wissen.
Auf Golem.de 🔗 ist nun gestern eine aktuelle Hintergrundrecherche zu diesem Projekt erschienen (Hanno Böck: Was aus der E-Fuels-Produktion in Chile wurde 🔗).
Demnach flossen bisher 78 Mio. Dollar in das Projekt, davon etwa 10 Prozent aus deutschen Steuergeldern (noch unter Minister Altmaier). Mit Motorenkraftstoff hat das Projekt bei näherem Hinsehen allerdings noch nicht viel zu tun. Wie auch bei den anderen Projekten von HIF Global geht es vor allem darum, Grünes Methanol (E-Methanol) aus Wasserstoff und CO2 herzustellen. In welchem Umfang dieses Methanol dann tatsächlich mit zusätzlichem Aufwand in grüne Kraftstoffe weiterverarbeitet wird (Methanol-to-Gasoline), steht noch in den Sternen.
Bisher ist nur ein einsames Windrad am Standort zu bewundern. Zahlreicher sind dagegen die Porsche-Fahrzeuge, die immer wieder vor der Anlage zu Werbezwecken posieren.
Eine ursprünglich angekündigte massive Ausweitung der Produktion bis spätestens 2027 ist nach wie vor völlig unklar. Es gibt seit über einem Jahr kein Update dazu.
Wie so oft bei E-Fuel-Plänen bereitet nicht nur die Bereitstellung von Grünem Strom Probleme. Noch schwieriger ist die klimaverträgliche Beschaffung von CO2. Zunächst wurde das CO2 konventionell aus einer Brauerei per LKW 🔗 herangekarrt. In diesem Jahr soll angeblich eine kleine DAC-Anlage (Direct Air Capture) installiert werden, die CO2 aus der Umgebungsluft herausfiltert.
Größere CO2-Mengen sollen anscheinend aus der japanischen Industrie in geplante Großanlagen von HIF in Texas herangeschafft werden.🔗 Japanische Konzerne wie Idemitsu und MOL sind deshalb als Investoren bei HIF Global eingestiegen. Das wäre natürlich klimapolitischer Unsinn, da das CO2 bei der Verbrennung der E-Fuels wieder frei wird. Aber die japanischen Unternehmen könnten damit ihre nationalen Emissionsvorgaben einhalten.
Bildlizenz: Porsche Newsroom
Schreibe einen Kommentar