Global Oil Briefing Nr.2 – 5. März 2009 (Teil 1)

Sie sehen hier die Txt-Version des Original-PDF Newsletters ohne Bilder und ohne Charts

INHALT

ÖLPREISE

– Ölpreisentwicklung

– Terminpreiskurve

– Preiskorrelationen

ÖLMARKT

– Aktuelle Entwicklung

– Ölangebot

– Ölnachfrage und Weltkonjunktur

– Lagerbestände

– Prognosen

ÖLPOLITIK & ENERGIEPOLITIK

Oilrix

Brennpunkte

FEATURE

Von Rockefeller bis Peak Oil – Ölkrisen 1850-2020

Ölchronologie

Impressum/Quellen

[divider]

1. Marktkommentar Ölpreise

Händler und Investoren sitzen in den Startlöchern, Experten verbreiten

Optimismus: Der Ölpreis „will“ steigen. Ende Februar schien die 50Dollar-

Marke greifbar, aber die Krise am Aktienmarkt wog am Ende

schwerer.

 

Nach den heftigen Prognosekorrekturen der großen Ölinstitute suchen

sich die Strategen anderswo Orientierung: Der Dow Jones wird zum

Proxy der Ölnachfrage – als ob die Aktienhändler mehr über den

Zustand der Weltwirtschaft wüssten. Der IWF gilt nun als globale

Autorität in Sachen Wirtschaftswachstum, doch auch er fasst nur die

allseits bekannten Daten zusammen.

 

Und der Ölmarkt? In der Tat deutet einiges auf eine Normalisierung der

Marktbalance: WTI hat sich erholt, die Terminpreiskurve ist flacher, die

Lagerbestände stagnieren oder fallen leicht, der Nachfragerückgang in

den USA scheint sich nach vorläufigen Daten 2009 nicht mehr zu

beschleunigen. Gleichzeitig gelingt es der OPEC offenbar, ihre massiven

Kürzungsbeschlüsse in die Tat umzusetzen.

 

Jetzt ist die große Frage: Wird der Ölpreis noch von der Nachfrageseite

gedrückt oder schon vom knapperen Angebot nach oben gezogen? Die

letzten Konjunkturindikatoren lassen vermuten, dass sich die Weltwirtschaft

immer noch im freien Fall befindet (vgl. Kap. Ölmarkt).

Ohne zusätzliche Kürzungen der OPEC könnte also die Nachfrageseite

dominant bleiben.

 

Unterdessen wird Peking zum größten Verfechter der Peak-Oil-Theorie:

Weltweit vergibt das solvente Reich der Mitte Milliardenkredite, um die

Ölströme dauerhaft Richtung Heimat zu lenken (vgl. Kap. Ölpolitik).

Für den Fall, dass Peking recht behält: Das Feature in dieser Ausgabe

gibt einen Überblick über Krisen und Paradigmen der Ölgeschichte.

 

2. Die aktuelle Entwicklung der Ölpreise

Seit dem letzten Global Oil Briefing vom 10. Februar haben die Weltölpreise ihre Achterbahnfahrt fortgesetzt. Einer

Schwächephase bis zum 18. Februar folgte ein Wiederanstieg bei Brent und OPEC-Basketöl auf das Niveau von 44-46

$/b. WTI konnte sich noch stärker stabilisieren und hat sich wieder an die Weltmarktpreise angekoppelt. Es profitierte

dabei von drei Faktoren: einer Stagnation der Lagermengen, verringerten Ölimporten und verbesserten Raffineriemargen bei Benzin. Die Lager am Pipelinekreuz Cushing sind allerdings immer noch in der Nähe des

Rekordhochs.

 

Die Preise der drei Benchmarköle liegen jetzt erstmals in 2009 eng beieinander, wie Chart 1 zeigt. Allerdings gibt es

keinen Ausbruch nach oben oder unten, so dass charttechnisch immer noch von einer Seitwärtsentwicklung

auszugehen ist.

 

Chart 1: Die aktuelle Ölpreisentwicklung vom 31.12.2008 bis 4.3.2009

Quellen: ICE, WSJ, OPEC

 

Das zeigt auch der Wochenchart (Chart 2) und der Monatschart (Chart 3). Die Beruhigung der Preise hält nun schon

über drei Monate an. Brent bleibt weiter in der Nähe der 45 $/b-Marke.

 

Selbst im langfristigen Chart seit 2001 (Chart 3) ist die Beruhigung auszumachen. Die aktuellen Preise stabilisieren

sich auf einer Höhe, die zuletzt um den Jahreswechsel 2004/2005 gesehen wurde.

 

Damit lässt ein „V-Shape“, also die von einigen noch im Spätherbst erwartete rasche Gegenbewegung, weiter auf sich

warten. Langfristige Peakölängste, OPEC-Kürzungen und kleinere spekulative Anläufe waren bislang lediglich in der

Lage, den Abwärtstrend zu stoppen.

Chart 2: Wochenschlusskurse Januar 2008 bis Ende Februar 2009 (ICE Brent )

Quelle: ICE

Chart 3: Die langfristige Entwicklung seit 2001 (Monatschlusskurse ICE Brent bis Februar 2009)

Quelle: ICE

Chart 4: Terminpreiskurven für Brent-Öl (ICE)

Quelle: ICE

 

3. Die Terminpreiskurve für ICE-Brent

Chart 4 zeigt, dass sich die Terminpreiskurve in

den letzten Wochen deutlich abgeflacht hat – ein

weiteres Zeichen der Normalisierung in den

Ölmärkten. Das amerikanische „Super-Contango“

ist vorläufig verschwunden. Die Contango-Lage

(d.h. Preise für zeitnahe Lieferungen liegen unter

den Preisen für spätere Lieferungen) war von

Dezember bis Februar sehr ausgeprägt. Doch in

den letzten Wochen blieben die Preise für zeitnahe

Lieferungen stabil, während sie für spätere

Liefertermine deutlich einbrachen, so z.B. für

Dezember 2010 von 61 $/b auf 55 $/b. Die

gesamte Kurve rutschte um etwa 5 $/b nach

unten.

Einerseits spricht das dafür, dass die aktuelle

Versorgungslage etwas ausgeglichener ist.

Andererseits zeigt die Terminpreiskurve, dass der

längerfristige Preisoptimismus geschwunden ist.

Zwischen November und März (siehe Chart 4) fiel

der Preis für April-09-Öl von 53 auf 43 Dollar,

aber für Dezember 2011 von 77 auf 59 $/b, also

fast doppelt so stark.

 

Allerdings sind Terminpreiskurven nie ein

eindeutiger Indikator. Preisveränderungen am

langen Ende könnten auch Folge von

Positionsverschiebungen sein, die nicht unbedingt

eine veränderte Preiserwartung reflektieren

müssen, sondern unter Gesichtspunkten

interpretiert werden müssen, die den

Marktbeobachtern nicht bekannt sind. Dazu

gehören z.B. Kreditprobleme, die bestimmte

Fonds oder Hedger zum Positionsabbau zwingen.

 

4. Ölpreis-Spekulation / COT-Daten

 

Der beobachtbare Teil der Ölpreisspekulation

hatte in den letzten drei Wochen keine klare

Richtung. Es überwogen kurzfristige

Engagements, da ein Szenario für längerfristige

Bewegungen nach wie vor fehlt.

 

Die CFTC meldete, dass die Non-Commercials,

also vor allem Hedge Fonds, ihre Long-Positions

an der Nymex bis zum 10. Februar auf nur noch

 

16.600 Lots reduziert hatten. In der Woche bis

zum 17. Februar wurden sie dann deutlich auf

45.000 Kontrakte ausgebaut, um dann bis zum 24.

Februar, wohl für Gewinnmitnahmen, wieder

reduziert zu werden.

Jeder Positionswechsel bei den Futures wurde

durch Optionen umfangreich abgesichert. Auch

das deutet darauf hin, dass eher kurzfristig und

orientierungslos agiert wird.

 

Demgegemüber haben passive Öl-ETF

(börsennotierte Fonds, die in Ölterminkontrakten investieren) fast überhaupt keinen Spielraum in ihrer Anlagestrategie. Der United States Oil Fund hatte durch das

Rollen seiner Terminkontrakte im letzten Monat die Preise verzerrt und für einigen Wirbel gesorgt (vgl. GOB Nr.1).

In der Zwischenzeit wurden nähere Einzelheiten bekannt. Es stellte sich heraus, dass die viel zitierten Position Limits

der Nymex lediglich Richtwerte sind und keine verbindlichen Oberwerte. Der USOF konnte daher am 26. Februar

nach eigenen Angaben 59.495 Kontrakte in Light Sweet Crude (Nymex), 4.000 Kontrakte im Penultimate LS Crude

(Nymex) und 31.113 Kontrakte (Light Sweet) an der ICE halten. Das hatte zusammen einen Marktwert von 4,32

Mrd. Dollar.

 

Das stellt zwar „nur“ 5% (Nymex) bzw. 6,5% (ICE) des gesamten Open Interest an den beiden Ölbörsen dar, aber

wenn man nur den Frontmonat betrachtet, entsteht ein Gewicht von 20% (Nymex) bzw. 35% (ICE). Es musste daher

fast zwangsläufig zu Verwerfungen kommen. Da das Rollen regelmäßig und vorhersehbar erfolgt, hatten immer mehr

Trader die Zwangslage des Fonds zu ihren Gunsten ausgenutzt und die Volatilität weiter vergrößert.

 

5. Korrelationen des Ölpreises mit anderen Märkten

 

Chart 5 zeigt die wöchentlichen Preisschwankungen beim Ölpreis (ICE-Brent), dem breiten Rohstoffindex RJ/CRB,

dem Dollar/Euro-Verhältnis und den amerikanischen Aktienmärkten, gemessen am Dow Jones (DJIA). Dabei sollte

man nicht vergessen, dass dieser Chart einen rein beschreibenden Charakter hat.

 

Die Devisenmärkte bleiben in den letzten drei Wochen relativ ruhig. Eine Korrelation zum Ölpreis ist nicht

erkennbar.

 

Deutlicher war die Übereinstimmung mit den Aktienmärkten. Öl und Dow Jones bewegten sich die ersten beiden

Wochen im Einklang, aber in der letzten Woche entgegengesetzt.

 

Ab dieser Ausgabe wird auch der Rohstoffstoffindex RJ/CRB abgebildet (rote Säulen). Er gewichtet die Rohstoffe

nach dem Umfang ihres Handelsvolumens, wobei Petroleum (Rohöl, Benzin, Heizöl) ein Drittel des Index darstellt.

Eine gewisse Korrelation ist also unvermeidlich. Die Entwicklung seit Jahresanfang zeigt allerdings, dass sich die 19

Rohstoffe nicht im Gleichklang bewegen. Öl ist generell volatiler als der Index (7 von 9 Wochen) und kann sich

gelegentlich sogar in entgegengesetzter Richtung bewegen (1 von 9 Wochen).

 

Chart 5: Korrelationen zwischen Ölpreis, Dollarkurs, Aktien- und Rohstoffmärkten

Quelle: WSJ, Yahoo

 

Ölmarkt

 

1. Der Ölmarkt vom 10. Februar bis zum 5. März 2009

Die Preisentwicklung (Chart 1) zeigte bereits die unterschiedliche Entwicklung der Benchmark-Crudes: Während

Brent und OPEC-Basketöl zunächst fielen und dann auf ihr Ausgangsniveau zurückkehrten, erholte sich WTI von

seinem ungewöhnlich hohen negativen Spread und zog Anfang März gleich.

 

Noch am 12. Februar lag der Abstand zwischen WTI (33,98 $/b) und Brent (44,65 $/b) bei fast 11 Dollar. Der

Abstand zwischen März-WTI und April-WTI lag bei 8 $ („Super-Contango“).

 

Die Erholung kam in großen Tagessprüngen, vor allem am 19. Februar, als der Markt mit einem schwachen

Auslaufen des WTI-März-Kontraktes rechnete. Relativ stabile Lagerdaten (EIA) und vor allem der Rückgang der

Rohölimporte (-860 kb/d w/w) nährten die These, dass die OPEC-Kürzungen allmählich auf das Ölangebot

durchschlagen. Das wiederholte sich in der letzten Februarwoche mit erneut positiven Lager- und Importdaten (siehe

unten)

 

Schon zuvor hatte sich die Marktstimmung angesichts höherer Raffineriemargen bei Benzin und einer anscheinend

wieder wachsenden Benzinnachfrage verbessert. Jüngste Wochendaten deuteten auf eine US-Benzinnachfrage, die

über dem Vorjahr lag. Aber das könnte ein voreiliger Schluss sein (siehe unten).

 

Der RBOB Crack Spread war schon seit Jahresbeginn in allen Märkten (USA, Europa, Asien) im Aufwind. Er löst die

relativ schwachen Mitteldestillate (Diesel, Heizöl, Jet Fuel) als Preisführer ab und zieht auch die Rohölpreise mit nach

oben. Insbesondere Diesel ist konjunktursensitiv und leidet unter der weltweiten Kontraktion der Industriproduktion.

Ende Februar lag weltweit ein Ausbruch der Ölpreise aus dem Seitwärtskorridor der letzten drei Monate in der Luft,

wie die immer optimistischeren Expertenkommentare zeigten. Letztlich waren es aber wohl die schwachen

Aktienmärkte und immer neue Hiobsbotschaften aus der Bankenlandschaft, die eine stärkere Erholung zunächst

verhinderten. Am 27. Februar fiel der Dow Jones auf den niedrigsten Stand seit 1997. Auch fehlte ein

unkalkulierbarer Auslöser wie z.B. der Gaskonflikt Russland-Ukraine oder der Gazakrieg Ende Dezember.

 

2. Das Ölangebot

a) Non-OPEC

Das Ölangebot aus Ländern außerhalb der OPEC („Non-OPEC“) dürfte 2009 und 2010 deutlich geringer als erwartet

ausfallen. Die Ölfirmen haben drei Gründe, ihre Investitionen zu kürzen: Der niedrige Ölpreis, die Kreditklemme

und die immer tiefer fallenden Kosten. Sie liegen für neu ausgeschriebene Projekte nicht selten ein Drittel unter dem

Niveau des Vorjahres.

 

Eine Reihe von Projekten wurde storniert oder auf unbestimmte Zeit verschoben. Zwar sind die langfristigen

Preiserwartungen immer noch hoch, aber die Risikobereitschaft ist gefallen. Das betrifft vor allem nichtkonventionelles

Öl (Ölsand, GTL, CTL), Bioethanol/Biodiesel, konventionelle marginale Vorkommen und sehr

aufwendige Fördermethoden (EOR). Aber auch unterhalb der Projektebene wird eingespart: Druckabfall oder

steigende Wasseranteile werden anscheinend in vielen Feldern weniger energisch bekämpft als bisher.

 

Die IEA zitiert in ihrem letzten Monatsbericht (Februar) Umfragen von Barclays und IHS Herold, die auf einen

Rückgang der Upstream-Investitionen um 15% insbesondere in Nordamerika und Russland hindeuten. In den USA

bricht die Zahl der Gas- und Öl-Bohrungen rapide ein. Der Baker Hughes Rig Count stand im August 2008 bei 1961

Bohranlagen; Mitte Februar 2009 waren es nur noch 1246.

 

Andere Länder halten dagegen ihr Investitionsniveau. Dazu gehören Mexiko, China und Brasilien. Peking peilt 2009

eine Steigerung um 1,5% auf 3,85 mb/d an. Im Jahr 2011 sollen es bereits 3,97 mb/d sein.

 

Die größte Enttäuschung droht in Aserbeidschan. Hier wird in den Prognosen bislang ein deutlich wachsendes

Rohölangebot für 2009 erwartet. Nun heißt es aus Baku, dass man die Produktion erst einmal bei 900 kb/d

stabilisieren wolle. Das liegt nur 20 kb/d über dem Vorjahr. Die Ursachen könnten technische Probleme in den BP-

Feldern sein und/oder die schon 2008 angekündigte Solidaraktion mit der OPEC.

 

Der russische Energieminister Schmatko legt sich hingegen nicht fest: Je nach Steuerhöhe und Investitionsneigung

könnte die russische Produktion 2013 bei nur noch 9 mb/d oder bei 10,2 mb/d liegen. 2008 waren es 9,75 mb/d.

b) OPEC

Schon am 9.Februar erwähnte der OPEC-Generalsekretär el-Badri, dass in den OPEC-Staaten 35 von 150 Projekten

auf die Zeit nach 2013 verschoben worden seien. Allerdings blieb unklar, welche Projekte dies waren und welche

Ölmindermengen dies bedeuten könnte.

Aktuell hat das Kartell eher damit zu tun, seine Förderung so schnell wie möglich zu drosseln. Marktexperten

schätzten die Fördermenge (OPEC-11, also ohne Irak) Ende Januar auf 26,3 bis 26,5 mb/d, also etwa 1 mb/d

niedriger als Ende Dezember. Ende Februar lagen die Mengen nach ersten Schätzungen von Petrologistics nur noch

bei 25,3 mb/d. Fast alle Beobachter gehen mittlerweile davon aus, dass das im Dezember beschlossene Ziel von

24,845 mb/d in Reichweite liegt. Die OPEC hätte dann seit letztem Herbst 4,2 mb/d (5%) aus dem Markt

genommen.

 

Fast alle OPEC-Mitglieder haben im Februar gekürzt. Umstritten ist, ob und in welchem Umfang der Iran beigetragen

hat. Unbestritten ist hingegen, dass die Hauptlast der Kürzungen einmal mehr bei Saudi-Arabien lag. Hier könnte es

bald zu Engpässen in der Gasversorgung für die Stromerzeugung und Wasserentsalzungsanlagen kommen, da 60%

der Förderung als Associated Gas aus Erdölfeldern stammt. Fuel Oil wäre eine Alternative, aber Erdgas ist billiger.

Laut Platts/Jadwa Research dürfte der Gaspreis für die ortsansässige Industrie unter 1 $/Mbtu liegen.

 

3. Die Ölnachfrage

Aktuelle Daten über die Weltkonjunktur

Die folgende Tabelle präsentiert eine Auswahl der wichtigsten neuen Konjunkturindikatoren, die im Berichtszeitraum

veröffentlicht wurden. Sie konzentriert sich auf wichtige Ölkonsumregionen, die zeitnahe Indikatoren veröffentlichen.

An erster Stelle steht naturgemäß die USA, die nicht nur der mit Abstand wichtigste Ölkonsument ist (etwa 22% des

Weltverbrauchs), sondern auch eine Fülle von aktuellen Daten bereitstellt. Daneben ist die EU von großer Bedeutung

(etwa 18% des Weltölverbrauchs), China (knapp 10%), Japan (5%), Indien (4%) und Südkorea (3%). Zusammen

stehen diese Länder für knapp zwei Drittel des weltweiten Ölbedarfs.

 

Die Daten zeichen ein düsteres, wenn auch nicht völlig einheitliches Bild der Weltwirtschaft. China erlebt eine starke

Eintrübung der Realwirtschaft, kann aber auf ein intakes Finanzsystem und nahezu neutrale Frühindikatoren

(Einkaufsmanager) verweisen, die schon seit mehren Monaten wieder steigen. Die Ankündigung des großen

Konjunkturprogramms hat zweifellos die Zuversicht gestärkt.

 

Anders in den USA. Hier setzt sich die Kontraktion der Wirtschaft ungebremst fort. Der Arbeitsmarkt bricht

zusammen und verliert monatlich etwa 700.000 Stellen. Die tiefe Krise des Immobilienmarktes erfasst nun auch die

Gewerbeimmobilien. Die Bankenbranche ist paralysiert. Die Industrieproduktion schrumpft monatlich um 2-3% und

die Auftragseingänge für langlebige Güter liegen derzeit 23% unter dem Vorjahr. Fast täglich werden neue

Finanzskandale bekannt. Die Börsen sind auf 10-Jahres-Tiefs. Händler sprechen bereits vom „Obama-Bear-Market“

an den Aktienbörsen. Die Frühindikatoren (Einkaufsmanagerindizes) fallen zwar nicht weiter, sind aber tief im

kontraktiven Bereich. Einziger Lichtblick ist der Einzelhandelsumsatz, der zwar im Vorjahresvergleich real fällt, aber

noch nicht eingebrochen ist.

 

Noch schneller schrumpft die Industrie in Japan, die besonders unter der Krise des amerikanischen und europäischen

 

Fahrzeugmarktes leidet. Die japanischen Exporte liegen derzeit 46% unter dem Vorjahreswert. Die

Industrieproduktion ist zweimal in Folge gegenüber dem Vormonat um 10% geschrumpft. Ähnlich in Südkorea, wo

die Industrieproduktion im Januar 26% unter dem Vorjahreswert lag. Auch Indien bleibt nicht verschont.

 

In der Eurozone (also ohne Großbritannien) ist die Realwirtschaft bislang relativ intakt. Die Arbeitslosigkeit stieg

minimal und der private Konsum geht nur langsam zurück. Der viel beachtete deutsche ifo-Geschäftsklimaindex für

Deutschland ist nur leicht gefallen. Allerdings sind auch hier die Auftragseingänge besorgniserregend. Sie lagen in der

Eurozone im Dezember 22% unter dem Vorjahreswert.

 

Ölmarkt/Konjunktur

4. März China Februar Der Einkaufsmanagerindex der China Federation ofLogistics and Purchasing meldet einen Anstieg ihresIndex auf 49 Punkte gegenüber 45,3 im Januar undeinem Rekordtief von 38,8 im November 2008 (Werte unter 50 deuten auf eine Kontraktion).

4. März USA Februar ISM-Einkaufsmanager-Index für Dienstleistungen fiel um1,3 auf 41,6 Punkte. Die Kontraktion beschleunigst sichdamit gegenüber dem Januar, ist aber deutlich langsamer als im Dezember und November.

4. März USA Februar ADP (Beschäftigung in der privaten Wirtschaft) meldet -697.000 Arbeitsplätze im Monat Februar.

2. März Südkorea Januar Die Industrieproduktion sank im Januar um 25,6% gegenüber dem Vorjahresmonat, stieg aber um 1,3% gegenüber Dezember.

2. März China Februar Der CLSA China Purchasing Managers´ Index (Einkaufsmanager-Index) stieg von 42,2 (Januar) auf45,1 Punkte (Februar), liegt damit aber zum siebten Malunter dem neutralen Wert von 50. Allerdings liegt der aktuelle Wert deutlich über dem November-Tief von 40,9.

2. März USA Februar ISM Manufacturing (Einkaufsmanagerindex) steigt zumzweiten Mal leicht an auf nunmehr 35,8 Punkte, was aber immer noch weit unterhalb der neutralen Zone von 50 Punkten liegt, die er bis Juli 2008 gehalten hatte; Stabilisierung bei Aufträgen und Vorräten, aber sehr schlechte Beschäftigungskomponenten

2. März USA Januar Bauausgaben fallen weiter deutlich (-9,1% y/y); dieSchwäche erfasst nun auch die gewerblichen Immobilien

27. Februar Japan Januar Die Industrieproduktion sank im Januar um 10% gegenüber Dezember, der seinerseits 9,8% unter dem November lag.

Die japanischen Exporte lagen im Januar 45,7% unterdem Vorjahreswert.

27. Februar USA Februar Einkaufsmanagerindex für die Region Chicago steigtleicht von 33 auf 34 Punkte (Werte unter 50 signalisiereneine Schrumpfung)

27. Februar Eurozone Januar Arbeitslosenquote in Eurozone steigt leicht von 8,1% auf8,2%.

27. Februar USA Q4 GDP Q4 liegt 0,8% unter dem Vorjahresquartal; Q3 lag noch 0,7% darüber.

26. Februar (rev. 5. März) USA Januar Durable Goods Orders, also die Aufträge für langlebige Güter, fielen um 4,5% gegenüber dem Vormonat und damit zum sechsten Mal in Folge. Im Jahresvergleichliegen die Aufträge 23% unter dem Vorjahresmonat.

26. Februar USA Februar Die wöchentlichen neuen Anträge auf Arbeitslosenhilfe stiegen auf 667.000, den höchsten Wert seit 26 Jahren. Fortlaufende Anträge (continuing claims) erreichten ein Allzeithoch von 5,11 Mio.

24. Februar Deutschland Februar ifo-Geschäftsklimaindex ging leicht auf 82,6 Punktezurück (Januar: 83,0; Februar 2008: 104,0).

24. Februar Eurozone Dezember Rückgang der Auftragseingänge um 22% gegenüber dem Vorjahresmonat (November -26%).

19. Februar USA Februar Der regionale Philadelphia Fed-Index fällt stark auf -41,3Punkte; die schwächste Komponente ist dieBeschäftigung.

18. Februar USA Januar US-Industrieproduktion sinkt 1,8% unter den Dezember-Wert, der seinerseits 2,4% unter dem Niveau des Novembers lag. Die Manufacturing-Komponente sanksogar um 2,5% (Dezember: -2,9%).

16. Februar Japan Q4 BIP sinkt um 3,3% gegenüber dem Vorquartal.

12. Februar USA Januar Einzelhandelsumsatz legt gegenüber dem Vormonat unerwartet um 1,0% zu, nachdem er im Dezember um 3,0% gefallen waren.

12. Februar Indien Dezember Industrieproduktion geht im Dezember um 2% gegenüber dem Vorjahresmonat zurück; im November lag sie noch 1,7% darüber.

 

Ölnachfrage USA

Der folgende Chart 6 zeigt die amerikanische Ölnachfrage, die aus Daten der EIA indirekt berechnet werden kann

(Products Supplied). Bis zum Dezember liegen die revidierten Monatswerte vor. Für Januar und Februar 2009 sind

nur die vorläufigen Wochenwerte verfügbar, die hier zu monatlichen Durchschnittswerten umgerechnet wurden.

 

Der Trend zeigt im Dezember eine stabile Entwicklung, die aber etwa 1,6 mb/d unter dem Vorjahreswert bleibt (der

Septemberwert war durch Hurrikanschäden verzerrt). Die vorläufigen Werte für Januar und Februar liegen fast auf

Vorjahresniveau. Ihr Aussagewert ist jedoch begrenzt. Die vorläufigen Werte für Dezember lagen etwa 0,7 mb/d über

den revidierten Monatswerten. Es wäre daher nicht überraschend, wenn auch Januar und Februar deutlich nach unten

korrigiert werden.

 

Das gilt auch für die Charts 7 und 8. Sie zeigen die Nachfrage nach Benzin bzw. Mitteldestillaten (Diesel, Heizöl).

Die Entwicklung bei Benzin spiegelt die Gesamtentwicklung wider: Stabilisierung im Dezember, Anziehen der

Nachfrage in 2009. Aber auch hier liegen für dieses Jahr noch keine revidierten Werte vor.

 

Die konjunktursensiblen Destillate scheinen sich schwächer zu entwickeln. Gegen den Trend fiel die Nachfrage im

Dezember. Auch hier bleibt abzuwarten, wie zuverlässig die Werte für 2009 sind.

 

Die Charts 9 und 10 zeigen die Ölimporte der USA. In Chart 9 sieht man die Gesamtbilanz, also die Nettoimporte

von Rohöl und Ölprodukten (net petroleum imports), in Chart 10 nur die Rohölimporte. Die Importmengen sind, wie

insbesondere in Chart 9 zu sehen sind, auf durchaus normalem Niveau, geben also noch keinen klaren Hinweis auf

die Wirkung der OPEC-Exportkürzungen. Die schwache Binnenkonjunktur der USA sollte die Importmengen

eigentlich merklich reduzieren. Die hohen Importe lassen nun die Lagerbestände anschwellen, könnten aber auch ein

Hinweis auf eine relativ robuste Nachfrage sein.

 

Chart 11 ist ein Indikator für den Benzinverbrauch. Er zeigt den Straßenverkehr in den USA, gemessen in PKW-

Fahrzeugmeilen. Die Werte für 2008 liegen schon seit März unter den Vorjahren, insbesondere der November. Nun

liegt auch der Dezemberwert vor. Er zeigt eine Annäherung an die Durchschnittswerte. Das dürfte eine Folge der

niedrigen Benzinpreise sein, die aktuell nur noch halb so hoch wie im Sommer 2008 sind. Die Beobachtung deckt sich

mit den Nachfragewerten (Chart 7).

 

Chart 12 erweitert Chart 11 mit einem gleitenden 12-Monatsdurchschnitt in der langfristigen Perspektive. Ende 2007

wurde ein jahrezehntelanger Trend gebrochen. Im November 2007 erreichte die Verkehrsmenge zeitgleich mit dem

Beginn der amerikanischen Rezession ihren Höhepunkt bei 3038 Mrd. Fahrzeugmeilen. Im Dezember 2008 lag der

Wert bei 2922 Milliarden, also 3,8% niedriger.

 

Chart 6: Die US-Ölnachfrage im Monatsdurchschnitt (Products Supplied)

Chart 7: Die US-Benzinnachfrage im Monatsdurchschnitt (Products Supplied)

Chart 8: Die US-Mitteldestillatnachfrage im Monatsdurchschnitt (Products Supplied)

Quelle: EIA

 

Chart 9: US-Nettoimporte von Rohöl und Ölprodukten Chart 10: US-Nettorohölimporte

Quelle: EIA

Chart 11: Straßenverkehr USA (Individualverkehr) – Milliarden Fahrzeugmeilen pro Monat

Quelle: EIA

Chart 12: US-Straßenverkehr – laufender 12-Monatsdurchschnitt

Januar 1983 – Dezember 2008 in Mrd. Fahrzeugmeilen (Individualverkehr)

 

Ölnachfrage: Andere Regionen

Beim drittgrößten Ölverbraucher der Welt, Japan, setzte sich der Rückgang der Ölnachfrage fort. Im Januar lagen die

Rohölimporte 8% unter dem Vorjahr. JBC Energy zitiert amtliche Statistiken, wonach die Produktverkäufe im selben

Monat zum achten Mal in Folge auf nunmehr 3,71 mb/d gefallen sind. Das ist der niedrigste Stand seit 20 Jahren und

rangiert 9,2% unter dem Vorjahr.

Quelle: DoT

 

In China stiegen der Raffinerieoutput gegen den globalen Trend an. Das muss jedoch kein Hinweis auf eine höhere

Nachfrage sein, sondern könnte das Ergebnis verringerter Produktimporte und attraktiverer Exportmöglichkeiten sein.

Laut Zollbehörden fielen die Rohölimporte im Januar gegenüber dem Vorjahr um 8% auf 3,04 mb/d. Platts sieht den

Nettoimport von Rohöl und Ölprodukten (net petroleum) 13,6% unter dem Vorjahr.

 

Damit setzt sich der Konjunktureinbruch in China fort. In den ersten neun Monate des Jahres 2008 lag der

Produktkonsum noch 15,2% über dem Vorjahr; im vierten Quartal dagegen 3,6% darunter. Platts schätzt für die

einzelnen Monate, dass der Konsum im November 2% unter dem Vorjahreswert lag, im Dezember bereits 6,5%.

 

Die Experten sind sich über die Ölnachfrage Chinas im Jahr 2009 nicht völlig einig, gehen aber unisono von einem

leichten Anstieg aus. Wood Mackenzie erwartet +0,4%, die IEA +0,7%, die OPEC +2,25% und JBC Energy etwa

+3,6% (+285 kb/d).

 

Ölnachfrage der Industrieländer ohne USA

Der folgende Chart 13 zeigt die Ölnachfrage in den Industrieländern ohne die USA. Statistische Probleme und

Ungenauigkeiten führen dazu, dass insbesondere die Daten für November und Dezember 2008 mit Vorsicht

interpretiert werden müssen. Die Nachfrage hat sich ähnlich wie in den USA entwickelt. Im November lag sie etwa

1,8 mb/d und im Dezember etwa 1 mb/d niedriger als ein Jahr zuvor. Das ist ein Rückgang um 6% bzw. 3,5%. Der

prozentuale Rückgang in den USA liegt mit 7,5% bzw. 7,3% deutlich darüber.

 

Chart 13: Ölnachfrage in Industrieländern (OECD) ohne USA

 

Nachfragesektoren

Im globalen Flugverkehr verschärfte sich der extreme Nachfrageeinbruch weiter (vgl. GOB 1). Der internationale

Frachtverkehr (Tonnenkilometer) lag im Januar 23,2% unter dem Vorjahr (Dezember -22,6%), wobei besonders Asien

mit -28,1% betroffen war. Der internationale Passagierverkehr (Passagierkilometer) fiel im Januar um 5,6% gegenüber

2008, ebenfalls ein steilerer Rückgang als im Dezember (4,6%). Grob geschätzt (eigene Schätzung) bedeutet der

Einbruch des Luftverkehrs im Januar einen Rückgang des Jet-Fuel-Bedarfs um etwa 200 kb/d gegenüber dem Vorjahr.

 

Fortsetzung in Teil 2